Bahn: Ungarn will ÖBB-Tochter die Subventionen streichen

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Bahn Ungarn will oeBBTochter(c) OeBB/RCA/Archiv PG (OeBB/RCA/Archiv PG)
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Budapest liegt mit den ÖBB wegen der Rail Cargo Hungaria im Clinch. ÖBB-Chef Christian Kern kritisierte die plötzliche Erhöhung der ungarischen Schienenmaut, Staatssekretär Völner will die Subventionen streichen.

BUDAPEST/WIEN (p.m.). ÖBB-Chef Christian Kern hat mit seiner Kritik an der seiner Ansicht nach plötzlichen Erhöhung der ungarischen Schienenmaut in Budapest heftige Aktivitäten ausgelöst. Kern meinte, dass dies ein gewichtiger Grund sei, warum die ungarischen Geschäfte der ÖBB-Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) so weit in die roten Zahlen fuhren. Ungarns Infrastruktur-Staatssekretär Pál Völner trat nun zur Gegenoffensive an. Seine Botschaft: Die Bahntarife seien seit 2004 praktisch unverändert. Bei der Änderung im nächsten Jahr werden Basisdienste wie die Stationsnutzung sogar billiger.

Dann folgte das große „Aber“: Dafür müssen staatliche Subventionen gestrichen werden, „das Ressort kann nicht mit dem Geld der ungarischen Steuerzahler in ausländischem Eigentum befindliche Privatunternehmen unterstützen“. Gemeint war die 2008 an die RCA verkaufte Frachttochter der Ungarischen Staatsbahnen (MÁV). Völners Stellvertreter Zoltán Schváb ist beauftragt, mit allen Bahntransportern „eine für alle Betroffenen akzeptable Lösung“ zu finden.

Was nichts daran ändert, dass bei Rail Cargo Hungaria (RCH) hunderte, laut der Tageszeitung „Népszabadság“ sogar bis zu 2000 Arbeitsplätze wackeln, wenn kommenden Jänner das beim Kauf vereinbarte Job-Abbauverbot endet. Als Beleg zitiert das Blatt einen Brief von Balázs Bárány, Vizechef der Eisenbahnergewerkschaft VDSZSZ Szolidaritás, an die Mitglieder. Darin drückt er die Hoffnung aus, dass „das ungarische Management der RCH nicht in komplizenhafter Weise mit dem österreichischen Boss kollaboriert“. MÁV-Chef Imre Kovács' Antwort: „Es gibt keinen Eigentümer, der bereit ist, die Kosten seiner Tochter bis in die Unendlichkeit zu decken.“ Laut „Népszabadság“ dürfte die RCH heuer ein ähnlich hohes Defizit einfahren wie im Vorjahr (rund 30 Mio. Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2010)

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