Pizzicato

Nummerntafelschrecken

Aber als da wegen Corona und der Mutanten aus Südafrika das schöne Tirol als Spottfigur auf der bundesweiten Löwinger-Bühne stand, rührte sich in der Magengrube ab und zu schon ein seltsames Gefühl.

Das ist sicher böse und binnenrassistisch: Aber als da wegen Corona und der Mutanten aus Südafrika das schöne Tirol als Spottfigur auf der bundesweiten Löwinger-Bühne stand, rührte sich in der Magengrube ab und zu schon ein seltsames Gefühl: Nämlich wenn man hier im Wiener Raum Autos mit Tiroler Nummern sah.

Meine Güte, die sind hier eh so selten, und wenn ich eine sah, dachte ich als Gsi bisher immer an die coolen Jahre in Innsbruck. Und überhaupt an den Westen, die Berge, Seen, Gerüche, das Licht dort und die Stimmung und die lustigen Dialekte. Doch dann siehst auf der Tangente einen Wagen mit „I“-Nummer und schaust plötzlich anders hin als sonst. Einmal stand tatsächlich direkt vor unserem Hauseingang im Bezirk Mödling ein Auto mit „KU“-Tafel, und ich dachte nicht an die Feste Kufstein und die Perle Tirols. Vor Tagen überholte mich auf der A21 Fahrtrichtung Ost bei Gießhübl ein kleiner roter Škoda mit „SZ“-Nummer, während sich Wiens Häusermeer entrollte. Ich mein, die Leut werden jetzt ja getestet, aber was, wenn die Mutante auf der Speckkksemmel oder der Tiroler Tageszeitung mitfährt und grinst?

Ich sah übers Häusermeer, das in der Sonne glänzte. Hm, man stelle sich vor, Wien würde zum Viren-Notstandsgebiet erklärt. Der Nummerntafelschrecken wäre endlos.

E-Mails: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.