Konjunktur

Wenig Entspannung in der Wirtschaft

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++ THEMENBILD ++ CORONA / LOCKDOWNAPA/HELMUT FOHRINGER
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Österreichs Wirtschaft erholt sich weiterhin nur zaghaft von den Folgen der Coronakrise. Jetzt will das AMS den „Jobmotor” wieder anwerfen.

Die Arbeitsmarktlage in Österreich hat sich mit den
Öffnungsschritten im Februar nur wenig entspannt. Derzeit sind knapp
480.000 Menschen arbeitslos oder in Schulungen gemeldet. Das entspricht einem Rückgang von etwa 11.000 Personen im Vergleich zur Vorwoche. Bei den Kurzarbeitszahlen ist
ein Anstieg auf rund 487.000 Personen zu verzeichnen – nach 478.000
Personen in der Woche davor.

Es gebe fast ein Jahr nach dem ersten Lockdown einen leichten
Trend zur Entspannung am Arbeitsmarkt, sagte Arbeitsminister Martin
Kocher (ÖVP) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) am Dienstag im Bundeskanzleramt.
Wenn Gastronomie und Hotellerie wieder geöffnet sind, werde sich die
Arbeitsmarktlage stärker verbessern, so Kocher.

Tourismus sorgt für schlechte Werte im EU-Vergleich

Blümel verwies einmal mehr auf die große Bedeutung, die der
Tourismus in Österreich habe - was auch die etwas schlechteren
Wirtschaftszahlen im EU-Vergleich erkläre. Wirtschaftsforscher
hatten in der Vergangenheit auch auf den besonders langen Lockdown
hierzulande aufmerksam gemacht. Österreich habe jedenfalls den
Unternehmen stärker unter die Arme gegriffen als andere Länder -
insbesondere was nicht rückzahlbare Hilfen betreffe. "Die
Auszahlungen von Direktzuschüssen waren deutlich höher als in
anderen Ländern", so Blümel. Die Hilfen würden wirken und die
Unternehmensverluste abfedern.

Öffnungen sorgen weiter für leichten Aufschwung

Die Wifo-Daten zur Wirtschaftsaktivität in der letzten
Februarwoche (22.-28. Februar) zeigen einen Rückgang der
Wirtschaftsleistung um 6,9 Prozent zur Vorjahreswoche. Die
Nationalbank gehe aktuell sogar von einem Wert von minus vier Prozent
aus, sagte Blümel. In der Woche davor lag der Rückgang laut Wifo bei
7,3 Prozent, im Jänner betrug die Schrumpfung des wöchentlichen
Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch mehr als zwölf Prozent. Die Öffnung
der Geschäfte und persönlichen Dienstleistungen führen laut
Finanzminister zu einem weiteren Aufschwung im privaten Konsum.

33 Milliarden Euro ausgezahlt

Bisher wurden über die unterschiedlichen Coronahilfen in
Österreich 33 Milliarden Euro ausgezahlt beziehungsweise rechtsverbindlich zugesagt. Ein wesentlicher Teil der Hilfen geht in die Kurzarbeit: Hier sind 10,8 Milliarden Euro zugesagt, davon wurden 6,4 Milliarden Euroausgezahlt. Garantieübernahmen machen sieben Milliarden Euro und die Stundung von Steuern und Zahlungserleichterungen 5,5 Milliarden Euro aus.

Kocher betonte heute, dass sich der rückläufige Trend bei den
Arbeitslosenzahlen fortsetze, das warme Wetter und ein saisonaler
Aufschwung sollten hier künftig noch positiver auf den Arbeitsmarkt
wirken. Das wichtigste Instrument für den Arbeitsmarkt sei in
Corona-Zeiten weiterhin die Kurzarbeit.

Kritik von ÖGB, AMS möchte „Jobmotor anwerfen”

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) sieht die Lage weniger zuversichtlich: „Ein Jahr Corona-Pandemie und eine Erholung des Arbeitsmarktes ist noch in weiter Ferne. Auch wenn es ganz leicht bergauf geht, gibt es keinen Grund zu feiern", betonte Ingrid Reischl, Leitende ÖGB-Sekretärin. Frauen würden von der coronabedingten Arbeitslosigkeit mit einem Plus von 34 Prozent härter getroffen als Männer. „In Landgemeinden sind derzeit sogar um zwei Drittel mehr Frauen arbeitslos als vor Ausbruch der Pandemie", rechnete sie vor und forderte erneut eine Erhöhung des Arbeitslosengelds auf 70 Prozent.

„Jeder Arbeitslose ist einer zu viel", betonte wiederum ÖAAB-Generalsekretär Christoph Zarits und meinte: „Das AMS hat eine neue Art der Jobbörse entwickelt, die dafür sorgen wird, den Jobmotor wieder anzuwerfen. Diese eJOBmeetings sind der Schlüssel zum Erfolg, um
Arbeitslosigkeit zu bekämpfen."

(APA)

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