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Pressestimmen: ''Auch Roma tragen Verantwortung''

Internationale Tageszeitungen beschäftigen sich am Donnerstag mit der Debatte über die Roma nach den kollektiven Abschiebungen von Angehörigen der Volksgruppe aus Frankreich und der scharfen Kritik von EU-Justizkommissarin Viviane Reding.
16.09.2010 um 09:01
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Internationale Tageszeitungen beschäftigen sich am Donnerstag mit der Debatte über die Roma nach den kollektiven Abschiebungen von Angehörigen der Volksgruppe aus Frankreich und der scharfen Kritik von EU-Justizkommissarin Viviane Reding am französischen Vorgehen. Während die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" Frankreich zur Mäßigung aufruft, sieht der niederländische "Volkskrant" auch die Roma selbst in der Verantwortung.
''Frankfurter Allgemeine Zeitung''
''Frankfurter Allgemeine Zeitung''
"Von Donald Rumsfeld kam einst der Ratschlag, wer im Loch sitze, solle nicht weitergraben. Genau dies tut aber derzeit die französische Regierung. Dabei geht es um die Auflösung illegaler Lager und die darauf folgende halb-freiwillige Abschiebung ihrer Bewohner nach Rumänien oder Bulgarien. Bei ihrer Kritik an dieser Praxis, die offenbar spezifisch auf die Roma zielte, also diskriminierend war, hat die EU-Kommissarin Reding sich zu einem falschen Vergleich mit der Nazi-Zeit verstiegen. Das hätte man kühl rügen sollen, statt den Großmacht-Status Frankreichs hervorzukehren, wie Europaminister Lellouche das getan hat. (...) Der Vorfall ist aber auch ein Symptom für die Nervosität in Paris. Präsident und Regierung taumeln von einem Skandal zur nächsten Krise: Zum Fall Bettencourt ist jetzt auch noch eine Abhöraffäre hinzugekommen."
''de Volkskrant'' (Amsterdam)
''de Volkskrant'' (Amsterdam)
"Wer die Nazi-Verbrechen zur Argumentation heranzieht, trübt den Blick auf das Problem der Roma. Es geht um eine Volksgruppe, die in Osteuropa seit Menschengedenken diskriminiert wird, aber auch in Westeuropa kaum oder gar nicht integriert ist. Versuche westlicher Regierungen, Roma in die Gesellschaft aufzunehmen, hatten wenig Erfolg. Es wäre zu einfach, das allein auf ein Versagen der Politik zu schieben. Auch die Roma sind verantwortlich für ihre Isolierung. Sie halten zu stark an ihrer Kultur fest und sind einfach nicht geneigt, sich Regeln und Gepflogenheiten der Länder anzupassen, in denen sie leben. Kollektive Ausweisungen sind aber nicht die richtige Antwort; jeder EU-Bürger hat das Recht als individuelle Persönlichkeit behandelt zu werden."
''La Croix'' (Paris)
"Der Zorn von EU-Kommissarin Viviane Reding wurde durch gezielte Ausweisungen von Roma aus Frankreich hervorgerufen. Die Neufassung eines Rundschreibens an die Präfekturen hat nicht ausgereicht, um sie zu besänftigen. Ihre Äußerungen ließen die übliche diplomatische Zurückhaltung vermissen. Diese Mahnungen 'von außen' haben die Franzosen aufgebracht, auch wenn Reding sich um das Schicksal der Europäer sorgt, besonders, wenn es um Mitglieder einer Minderheit geht. Dabei sollte sie auch konkrete Lösungen für die Roma vorschlagen. Die Stichelei Sarkozys, der Redings Heimatland Luxemburg vorschlug, Roma aufzunehmen, hat natürlich Öl ins Feuer gegossen. Es gibt Tage, da bedarf es einer großen Opferbereitschaft, um an die Größe der politischen Debatte zu glauben."

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