Experten plädieren für eine neue Politik des Westens, die den Präsidenten im Amt belässt.
Zehn Jahre nach Beginn des Krieges in Syrien ist Präsident Bashar al-Assad so isoliert wie nie zuvor. Das liegt nicht nur an der Corona-Infektion des 55-Jährigen, der laut regierungsamtlichen Mitteilungen wie seine ebenfalls infizierte Frau, Asma, milde Symptome hat und sich für zwei bis drei Wochen aus der Öffentlichkeit zurückzieht. Die Abwesenheit ist ihm womöglich ganz recht, denn angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage wirkte er zuletzt nur noch hilflos. Kürzlich schlug er einen Verzicht auf Koch-Shows im Fernsehen vor, weil darin Zutaten genannt würden, die es in Syrien längst nicht mehr gebe, wie die „New York Times“ schrieb. Doch aufgeben will Assad nicht, auch wenn es in seiner Anhängerschaft rumort. Experten plädieren deshalb für eine neue Syrien-Politik des Westens, die Assads Verbleib im Amt akzeptiert.
Eine Demonstration gegen Assad am 15. März 2011 gilt als Beginn des Aufstands gegen den Diktator, der Syrien seit 2000 so autoritär regiert, wie sein Vater, Hafez al-Assad, es vor ihm drei Jahrzehnte lang getan hat. Der Arabische Frühling machte den Syrern Hoffnung auf einen Wandel in ihrem Land, doch Assad reagierte mit brutaler Härte. Damit entfachte er einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf er zeitweise vor der Niederlage stand und 2015 durch die Intervention Russlands gerettet wurde. Heute kontrolliert er wieder rund zwei Drittel des Staatsgebietes.