Prognose

OECD: Dank Impfung erholt sich Weltwirtschaft schneller

Start der Corona-Schutzimpfungen bei der Bayerischen Polizei 02.02.2021 MUeNCHEN Die Bayerische Polizei erhaelt heute die
Start der Corona-Schutzimpfungen bei der Bayerischen Polizei 02.02.2021 MUeNCHEN Die Bayerische Polizei erhaelt heute dieimago images/Leonhard Simon
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Bereits Mitte des Jahres könnte die globale Wirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben, so die Industrieländer-Organisation.

Wien. Auch wenn es vielen Menschen viel zu lang dauert, machen sich die weltweit angelaufenen Impfkampagnen bereits positiv bemerkbar: So rechnet die Industriestaaten-Organisation OECD in ihrem am Dienstag vorgestellten Ausblick für die Weltwirtschaft damit, dass diese bereits Mitte des Jahres das Niveau vor Ausbruch der Coronapandemie erreichen könnte. Konkret soll das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2021 um 5,6 Prozent wachsen – angetrieben vor allem von den USA und China. Für die Eurozone wird ein Wachstum von 3,9 Prozent prognostiziert (siehe Grafik, für Österreich gibt es keine eigene OECD-Prognose).

„Die globale Wirtschaftsleistung wird Mitte 2021 über das Niveau vor der Pandemie steigen“, sagte OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone bei der Präsentation der Prognose. Die OECD ist damit deutlich optimistischer als noch im Dezember: Damals hatte sie nur ein Plus von 4,2 Prozent vorausgesagt. Auch für 2022 wurde die Prognose angehoben: von 3,7 auf 4,0 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte es noch einen Einbruch von 3,4 Prozent gegeben.

„Die globalen Wirtschaftsaussichten haben sich in den letzten Monaten deutlich verbessert, unterstützt durch den allmählichen Einsatz wirksamer Impfstoffe“, sagte Boone. Allerdings dürfe diesbezüglich nun nicht nachgelassen werden, die Impfgeschwindigkeit müsse vielmehr weiter erhöht werden, fordert OECD-Generalsekretär Angel Gurría. „Wir müssen weltweit schneller impfen. Und dazu brauchen wir eine bessere internationale Koordination.“

Gefälle wird größer

So zeigen die Zahlen der OECD auch die Unterschiede in der Impfgeschwindigkeit der einzelnen Mitgliedsländer. Während in Israel bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung gegen das Covid-Virus immunisiert worden ist, liegt dieser Wert in den meisten anderen Ländern unter zehn Prozent. Noch schlimmer sieht es naturgemäß in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Die Pandemie werde daher das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Ländern vergrößern, so die OECD.

Der zweite Grund für die grundsätzlich optimistischere Prognose sind die staatlichen Coronahilfspakete in vielen Ländern. Zudem kämen viele Volkswirtschaften besser mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zurecht. Dennoch warnte Chefökonomin Boone, dass die Pandemie noch lange wirtschaftliche Folgen haben werde: „Trotz der verbesserten globalen Aussichten werden Produktion und Einkommen in vielen Ländern Ende 2022 weiterhin unter dem vor der Pandemie erwarteten Niveau verharren.“

Bei den einzelnen Ländern hob die OECD ihre Prognose für die USA besonders kräftig an: Dort soll es heuer zu einem Wachstum von 6,5 Prozent kommen, nachdem bisher nur von 3,2 Prozent ausgegangen wurde. Die Anhebung wurde mit den Impffortschritten sowie neuen staatlichen Hilfen begründet. US-Präsident Joe Biden will mit einem 1,9 Billionen Dollar (1,6 Billionen Euro) großen Paket die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Für China erwartet die OECD heuer ein Plus von 7,8 Prozent, was etwas weniger ist als noch im Dezember mit 8,0 Prozent vorausgesagt. Für Deutschland hob die OECD ihre Prognosen leicht an. Europas größte Volkswirtschaft soll in diesem Jahr um 3,0 (bisher: 2,8) Prozent zulegen.

Allerdings gebe es nach wie vor große Risiken, warnt die Industrieländer-Organisation. Komme die weltweite Impfkampagne langsamer voran und träten neue Virusmutationen auf, die gegen bestehende Vakzine resistent sind, würde dies wieder zu wesentlich weniger Wachstum, höheren Arbeitsplatzverlusten und mehr Firmenpleiten führen.(jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2021)

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