Kulinarik

Schnitzel mit Wodka-Panier in der "NY Times"

Wiener schnitzel
Wiener schnitzel(c) Getty Images (Aniko Hobel)
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Zuerst Tomaten mit Ei in der Carbonara, nun Schnitzel mit Wodka-Panier: Die „New York Times" zeigt sich kulinarisch undiplomatisch.

Die Kulinarikredaktion der „New York Times" ist derzeit auf Provokation getrimmt. Erst Ende Februar hagelte es Kritik aus Italien für ein „Smoky Tomato Carbonara“-Rezept der Zeitung. Immerhin vermischt die dreiste Autorin Paradeisersoße mit Eigelb, da steigt man in Rom schon mal auf die Barrikaden. Bis ins Parlament in Rom reichte der Protest, wo Maria Cristina Caretta, Abgeordnete der Rechtspartei „Fratelli d'Italia“, das Rezept als Affront gegen die italienische Küche bezeichnete.

Aber es kommt noch schlimmer. Diese Woche hat das US-Qualitätsmedium nun den Österreicherinnen und Österreichern den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen; der diplomatische Eklat steht bevor. „How to make Schnitzel“ titelt die Zeitung, und schon vor dem Klick vermutet man Schreckliches. Vorweg: Ja, Autor J. Kenji López-Alt erwähnt, das originale Schnitzel wird mit Kalbsfleisch gemacht. Was außerdem für ihn spricht: Er nimmt Bezug auf großartiges ORF-Archivmaterial zum Thema, wo Helmut Misak seinem Publikum die Schnitzel noch in Schwarz-Weiß klopft.

Der Streitpunkt allerdings ist - wie könnte es anders sein - die Panier. Damit sie besonders leicht und fluffig wird und auch um zu erreichen, dass sie ihre typischen Blasen wirft und nicht am Fleisch klebt, wählt J. Kenji López-Alt ein radikales Hilfsmittel: Wodka. Das Fleisch soll vor dem Panieren mit der Spirituose besprenkelt werden. Da Wodka heftiger und früher verdampft als Wasser, sollen durch den Dampf die besseren und größeren Blasen entstehen (übrigens verwendet er denselben Schmäh auch für Tempura-Teig und Fish and Chips-Rezepte).

Während sich Wiener schon an dieser Stelle flachatmig an die Brust greifen mögen, geht J. Kenji López-Alt noch einen Schritt weiter und bäckt seine Schnitzel im Wok heraus, wie man in der begleitenden Instagram-Story von @NYTCooking unschwer erkennen konnte.

Beim Wiener Schnitzel-Traditionsbetrieb Figlmüller zeigt man sich ob des Wodkas überrascht, aber amüsiert. „Normalerweise reicht der Wasserdampf von frisch geschnittenem, saftigen Fleisch, um die Blasen in der Panier zu garantieren. Aber wir stehen für Experimente bereit“, versichert Harald Prochazka von Figlmüller. Man darf also aufatmen, der Rezepte-Nationalismus kennt anscheinend seine Grenzen.

Unsere Tipps für das perfekte Schnitzel haben wir übrigens hier für Sie zusammengefasst.

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