Siegfried Wolf soll den zweitgrößten und veralteten russischen Autoproduzenten GAZ auf die Beine stellen. Dafür braucht er vor allem einen internationalen Partner.
Siegfried Wolf, nach Russland abgeworbener Spitzenmanager von Magna International, wird sich an seinem neuen Arbeitsplatz in Moskau tatsächlich massiven "neuen Herausforderungen" stellen müssen: Der zum Reich Oleg Deripaskas gehörende zweitgrößte russische Autoproduzent GAZ leidet an massiver Unterauslastung und droht, von seinem größeren Rivalen Avtovaz und den nicht-russischen Importeuren völlig an die Wand gedrückt zu werden, sagen Beobachter in Russland. Wolf, dessen Aufgaben bei Russian Machines weit über GAZ hinausgehen, solle rasch für eine Modernisierung und einen internationalen Partner sorgen,
Hätten Magna und die russische Sberbank im vergangenen Jahr den deutschen Autobauer Opel übernommen, wäre der ersehnte internationale Partner bereits gefunden und am GAZ-Stammsitz in Nischni Nowgorod würden möglicherweise schon Astras vom Band laufen. Das von Wolf eingefädelte deutsch-russische Bündnis platzte aber im letzten Moment an der Kehrwendung des Verkäufers General Motors (GM). Seither befindet sich Russian Machines mit Hochdruck auf Partnersuche - bisher vergeblich.
Lage von GAZ prekär
Die Lage des traditionsreichen Autoproduzenten - er wurde 1932 mit Hilfe des damaligen Technologiepartners Ford ins Leben gerufen - ist prekär: Das Stammwerk ist nur zu einem Bruchteil ausgelastet, GAZ musste 2009 tausende Arbeiter entlassen. Ein 2006 gestarteter Versuch, durch den Kauf einer Produktionsanlage von Chrysler Boden gutzumachen, scheiterte kläglich: Statt der technisch möglichen 65.000 Autos, sind im vergangenen Jahr ganze 2714 Volga Siber verkauft worden. "Die Autos sind zu teuer, groß und wenig beliebt", wird in Moskau geurteilt.
Hoffnungsschimmer bei GAZ sind dagegen die leichten Nutzfahrzeuge, die relativ hohen Nutzwert bei niedrigen Anschaffungskosten bieten. In dem Marktsegment ist GAZ mit einem Anteil von 40 bis 45 Prozent immer noch Marktführer, sagt Andrey Rozhkov, Analyst beim russischen Investmenthaus Metropol.
Joint Venture mit GM?
Seiner Meinung nach muss die Volga Siber-Produktion eingestellt werden, wenn es nicht gelingt, durch ein Joint Venture die Produktion auf völlig neue Beine zu stellen. Von den in Frage kommenden internationalen Partnern wäre - trotz des Opel-Flops - General Motors noch der geeignetste. GM habe für GAZ-Bedürfnisse geeignete kostengünstige Modelle im Angebot.
"An Daimler oder BMW als Partner glaube ich nicht - die Modelle sind für die lokalen Verhältnisse zu teuer", sagte er. Daimler wollte Spekulationen über einen bevorstehenden Einstieg nicht kommentieren. Die österreichische "Kleine Zeitung" etwa glaubt, dass die Deutschen mit 30 Prozent bei GAZ einsteigen werden.
Trotz Verschrottungsprämie wird der russische Pkw-Markt im heurigen Jahr um lediglich 10 Prozent wachsen, erwartet Metropol-Analyst Rozhkov. Ausgangsbasis der Rechnung ist das Jahr 2009, in dem sich die Verkäufe in Russland auf 1,5 Millionen Autos halbiert hatten, 60 Prozent davon Importautos.
(APA)