Geburtstag

Ein Anarchist und Moralist namens Janosch

Janosch gab in den 1950er Jahren sein Kunststudium auf, nach eigener Aussage mangelte es an Begabung. Die Malerei betrieb er weiter. Hier sieht man ihn bei der Vernissage seiner Ausstellung „Oh, wie schön ist . . . Hamburg“.
Janosch gab in den 1950er Jahren sein Kunststudium auf, nach eigener Aussage mangelte es an Begabung. Die Malerei betrieb er weiter. Hier sieht man ihn bei der Vernissage seiner Ausstellung „Oh, wie schön ist . . . Hamburg“.(c) Fabricius, Bertold/Action Press/picturedesk.com
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In wunderbar unordentlichen, zärtlichen Kinderbüchern zeigte Janosch, dass weniger mehr ist: Zum 90er eines Autors, der seine Werke wohl nicht so schätzt wie der Leser.

„Uns geht es gut“, sagte der kleine Tiger, „denn wir haben alles, was das Herz begehrt, und wir brauchen uns vor nichts zu fürchten. Weil wir nämlich auch noch stark sind. Ist das wahr, Bär?“ So wahr, wie es nur sein kann: In den Büchern von Janosch gibt es viele Gründe, warum man sich nicht zu fürchten braucht. Oder warum man glücklich sein kann. Diese Gründe sind simpel, man hat etwa einen Freund, der Pilze finden kann. Oder es scheint die Sonne und man ärgert sich über nichts. Oder eben, wie der kleine Tiger mit den dünnen Ärmchen sagt, man ist stark. Das ist rührend, ohne einfältig oder süßlich zu sein – und sehr typisch für Janoschs Geschichten.

Nun feiert der Schöpfer großer Kunst für kleine Leser seinen 90. Geburtstag. Am 11. März 1931 wurde er als Horst Eckert in Oberschlesien geboren. Er hatte eine unschöne Kindheit: „Der Vater war ein Säufer, die Mutter war dumm“, erzählte er der „Presse“ vor einigen Jahren. Mehr Angst als vor den Schlägen des Vaters hatte er aber vor Pfarrern – und der Hölle. Als „Anarchist und Moralist zugleich“ wird der religionskritische Autor im kürzlich erschienenen Bildband „Janosch – Leben & Werk“ (Merlin-Verlag) bezeichnet, und so deplatziert das Wort Moral auch scheint: Es gibt sie durchaus, die Dinge, die man aus den Geschichten lernen kann.

Durchbruch: „Oh, wie schön ist Panama“

Mut zur Eigenständigkeit etwa. Und, sehr oft, dass weniger mehr ist. Was das Buch mit mehr als 240 Abbildungen – eine Retrospektive von sechs Jahrzehnten – auch zeigen will: Dass sich Janoschs Werk nicht auf Kinderbücher beschränkt, sondern von Federzeichnungen über Ölgemälde und Holzschnitte bis hin zu Entwürfen für Textilarbeiten reicht.
Doch als „nicht zu schubladierender Ausnahmekünstler“ wurde Janosch nie gesehen. Dafür war seine Kinderliteratur einfach zu gut. Der Künstlername taucht übrigens in den 1960er-Jahren mit seinem Erstling auf, der Erfolg kam erst 20 Jahre später. Mit seiner charakteristischen, leicht wackeligen Strichführung schuf Janosch in den 1970er-Jahren die anthropomorphen Tiere mit melancholisch-heiterem Charakter, die wir kennen.

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