Afrika

Rätselraten um Verbleib von Präsident Tansanias

FILE PHOTO: FILE PHOTO: Tanzania's re-elected President John Pombe Magufuli holds a spear and shield from the elders after he was sworn-in for the second term at the Jamhuri stadium in Dodoma
FILE PHOTO: FILE PHOTO: Tanzania's re-elected President John Pombe Magufuli holds a spear and shield from the elders after he was sworn-in for the second term at the Jamhuri stadium in Dodomavia REUTERS
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John Magufuli (61) wurde seit längerem nicht mehr öffentlich gesehen, die Regierung schweigt. Angeblich hat er Corona und liegt in einem Spital in Indien im Koma. Er hatte Corona als ungefährlich und Impfungen generell als „Verschwörung der Weißen" bezeichnet.

Der Präsident des ostafrikanischen Staates Tansania, John Magufuli, der seit rund zwei Wochen nicht mehr öffentlich aufgetreten ist oder sonst gesehen wurde, könnte wegen einer Coronainfektion mit dem Tod ringen. Und zwar in einem Spezialspital in Indien - das behauptete am Donnerstag jedenfalls einer der wichtigsten Oppositionsführer Tansanias, der Anwalt Tundu Lussu von der konservativen Partei für Demokratie und Fortschritt (Chadema).

Lussu, der im Vorjahr die Präsidentenwahl gegen Magufuli verloren hatte, sagte unter Berufung auf Quellen im medizinischen Bereich und in Sicherheitskreisen, dass der 61-jährige Präsident zuvor in Nairobi (Kenia) wegen Corona intensivmedizinisch behandelt worden sei, man ihn aber mittlerweile nach Indien gebracht habe. Dort liege er im Koma. Beweise legte Lussu nicht vor. Es gibt bisher auch keine Reaktionen staatlicher Stellen in Tansania, Kenia und Indien. Nachrichtenagenturen berichten, ihre Anfragen würden ignoriert oder eben inhaltlich nicht beantwortet

Die kenianische Zeitung The Nation hatte kürzlich berichtet, dass ein seit längerer Zeit „abgängiger" afrikanischer Staatsführer in Nairobi wegen Covid-19 behandelt werde, und zwar auf der Intensivstation des privaten Nairobi Hospitals. Das Blatt berief sich auf politische und diplomatische Quellen, gab aber Name und Herkunft der Person nicht an. Journalisten konnten den Bericht weder verifizieren noch widerlegen.

APA/AFP/STR

Führer der tansanischen Opposition hatten am Mittwoch Informationen über den Verbleib des gemäßigten Linkspolitikers, der seit fast zwei Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, gefordert. Sein Sprecher sowie einer der Regierung verweigerten Auskünfte.

Magufuli, genannt „Der Bulldozer", von der Partei der Revolution war zuletzt am 27. Februar öffentlich in der Küstenmetropole Daressalam gesehen worden (Tansanias formelle Hauptstadt ist Dodoma im Landesinneren). Er war früher Lehrer für Mathematik und Chemie und auch in Chemiefirmen tätig.

Kräuter und Gebete gegen Corona

Im Zuge der Coronapandemie gehörte er zur Fraktion der Verharmloser. Er propagierte Gebete, Kräuter und Dampfinhalationen zur Vorbeugung bzw. Heilung und sprach dem Virus jede besondere Gefahr ab.

Vor allem verstieg er sich zu Behauptungen, wonach Impfungen generell gefährlich und „Teil einer westlichen Verschwörung" bzw. einer des „weißen Mannes" seien. Ende April 2020 stellten die Behörden des Landes (geschätzt um die 57 Millionen Einwohner) die offiziellen Zählungen von Coronafällen bzw. die Übermittlung der Daten an die WHO ein, sodass Tansanias Fallzahlen seither bei nur 509 Erkrankten und 21 Toten eingefroren sind. Lockdowns oder sonstige Corona-Maßnahmen gab es in Tansania kaum.

Filmaufnahmen vom Jänner zeigen Magufuli bei einem Besuch des chinesischen Außenministers, Wang Yi. Dabei trugen beide keine Schutzmasken und Magufuli sagte, dies sei ein demonstratives Zeichen, dass es in Tansania Covid-19 nicht gebe. Die übrigen Gäste aus China trugen indes sehr wohl Masken.

Die für Afrika zuständige Direktorin der WHO, Matshidiso Moeti aus Botswana, sagte am Donnerstag, dass auch sie nichts über den Verbleib des Präsidenten wisse. Sie denke aber, dass man in Tansania die Gefahr von Corona mittlerweile richtig einschätze, und forderte die Regierung dort auf, wieder Gesundheitsdaten zu übermitteln.

(Reuters/wg)

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