Ein stärkeres Europa – gern, aber lieber wäre mir ehrlich gesagt nächste Woche ein Impftermin.
Ist die europäische Einigung, der Weg zur „immer engeren Union“, wie es in den Römischen Gründungsverträgen der EU im Jahre 1957 so romantisch formuliert wurde, den ansonsten vermeidbaren Tod von ein paar Tausend Europäern wert?
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Die Frage ist bei Weitem nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheint; und ohne dass das groß öffentlich erörtert worden wäre, haben Europas führende Politiker, allen voran Angela Merkel, sie auch für sich schon beantwortet: mit einem „Ja“. Das so klar allerdings erst ein Einziger öffentlich auszusprechen gewagt hat. Nämlich der angesehene CDU-Politiker Wolfgang Schäuble, derzeit Präsident des deutschen Bundestages. Dieser wurde jüngst von der Talkmasterin Sandra Maischberger gefragt, ob die Berliner Regierung durch die arg aus dem Ruder gelaufene Übertragung der Impfstoff-Beschaffung an Brüssel nicht letztlich deutsche Menschenleben riskiert habe. „Denn jede Impfung, die zu spät kommt, die nicht vergeben wird, kann bedeuten, dass jemand zu Tode kommt“, hielt Maischberger Herrn Schäuble vor, und dieser antwortete darauf: „Den Preis muss man zahlen, wenn man Europa stärker will.“