Leere Ränge

Ein Jahr Geisterspiele – und kein Ende in Sicht

Salzburg gegen Villarreal vor leeren Rängen
Salzburg gegen Villarreal vor leeren RängenGEPA pictures/ Jasmin Walter
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Vor genau einem Jahr fand in Linz das erste Spiel coronabedingt vor leeren Rängen statt, seither ist es mit kurzer Lockerung im Herbst das neue Stadionerlebnis. Eine andere Corona-Regel könnte bleiben.

Wien. Es begann am 12. März 2020 mit dem Europa-League-Spiel des Lask gegen Manchester United. Seither ist es – mit kurzen Ausnahmen – quer durch Europa die neue Fußball-Realität: Partien vor leeren Rängen, vulgo Geisterspiele. In Österreich fanden 153 Bundesliga-Partien seit Ausbruch der Pandemie ohne Publikum statt. Lautstarke Anfeuerungen sind wie Schmähungen des Gegners aus den Stadien verschwunden, TV-Seher bekamen eingespielten Jubel und Einblick in die Kommunikation auf dem Rasen.

Die Frage nach Zuschauern ist jedoch mehr als eine persönliche des Geschmacks, für die Klubs ist es eine wirtschaftlich essenzielle, wie das Beispiel Austria (18 Mio. Euro Minus in der Vorsaison) zeigte. Der Frust über erarbeitete Konzepte und Maßnahmen, die letztlich kaum zum Einsatz kommen sollten, wächst: 10.000 Zuschauer bei Rapid gegen Admira im September bleiben das Highlight, seit Ende Oktober sind die Ränge wieder leer.

Tests, Impfung: Warten, bitte

Wie viele andere Bereiche hängt auch der Zuschauersport in der Luft, ruht auch hier die Hoffnung auf der raschen Durchimpfung. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer beschäftigt sich längst mit dem Szenario, dass sich die Stadientore erst in der neuen Saison (Cup ab 16. Juli) wieder öffnen könnten. Denn: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zuschauer bei Veranstaltungen zugelassen werden, bevor nicht die Kinder wieder ordentlich in die Schule gehen können und auch allgemein wieder Sport betrieben werden kann“, erklärte Ebenbauer.

Ob Tickets mit Tests, eigene Schnelltest- oder Tracing-Systeme für die Stadien, es gibt viele mögliche Optionen, die diskutiert werden. „Natürlich unternehmen die Klubs und wir alles dafür, dass wir Zuschauer in den Stadien zurückbekommen“, betonte Ebenbauer. Während in den US-Sportligen die Fans mancherorts bereits in Etappen zurückkehren, scheint dies im europäischen Fußball noch weit entfernt. So zieht auch die Uefa die Abhaltung der EM in diesem Sommer (ab 11. Juni) wohl zumindest ohne ausländische, womöglich sogar ganz ohne Fans in Betracht.

Eine wirtschaftliche Entspannung ist demnach auch für die heimischen Fußballklubs nach wie vor nicht in Sicht. Deren Situation verschlechtert sich Ebenbauer zufolge mit dem Status quo mit jedem Tag. „Zumindest gibt es den Sportligen-Topf der Bundesregierung, der das Überleben der Klubs kurzfristig sichert“, meinte der Liga-Chef, der jedoch auch auf die emotionale Ebene verweist. „Unabhängig davon reden wir viel zu oft nur vom Geld: Ein Verein ohne Fans und Mitglieder ist sowieso nicht überlebensfähig.“

Die Regel, die bleiben könnte

Während die Fans obgleich eher später denn früher in die Stadien zurückkehren werden, könnten andere Coronafolgen dem Fußball erhalten bleiben. So haben die obersten Ifab-Regelhüter die ursprünglich wegen der komprimierten Kalender eingeführten fünf Wechsel pro Partie für nationale Ligen bereits bis Jahresende 2021 bzw. international bis Sommer 2022 verlängert. Letztes Wort haben die Nationalverbände, bis auf die Premier League nutzen die Topligen ebenso wie heimische Bundesliga und Uefa dieses Angebot. Englands Votum dagegen war eines gegen die damit einhergehende Bevorzugung großer Klubs: Je breiter der Kader, desto nützlicher Wechsel. Mit 22 Spielern und einem Ball ist es im heutigen Fußball längst nicht mehr getan.

(swi)

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