Bildungsminister Heinz Faßmann reduziert die Hürden bei der Reifeprüfung. „Uns wird nichts geschenkt“, sagt Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek.
In knapp zehn Wochen startet die Matura. Wie diese heuer genau aussehen wird, hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Freitagvormittag bekannt gegeben. Er sprach von einem „fairen Angebot“ und von „reduzierten Hürden“. Die größte Änderung: Es wird auch diesmal keine verpflichtende mündliche Reifeprüfung geben. Freiwillig kann man sie aber ablegen.
Persönlich finde er das, wie Minister Faßmann sagte, „schade“. Das eigene Wissen vor einer Kommission zu präsentieren, sei ein Zeichen von Maturität, aber „es ist wie es ist“. Wie im Vorjahr kann man zur mündlichen Matura auch heuer freiwillig antreten. „Wer das machen möchte, ist eingeladen, ein, zwei oder alle Prüfungen zu absolvieren“, sagt der Minister.
Die Schüler hatten diesen Erleichterungsschritt gefordert. "Wir sind der Jahrgang, den es noch schlimmer getroffen hat", hat Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek bereits in den vergangenen Monaten zu bedenken gegeben. Im Vergleich zum Maturajahrgang 2020 ist der Jahrgang 2021 tatsächlich deutlich weniger in der Schule gewesen. In den Oberstufen gab es im laufenden Schuljahr nur an rund der Hälfte der Unterrichtstage Präsenzbetrieb.
Deshalb seien, wie Bosek am Freitag bei der Pressekonferenz betonte, die Lockerungen notwendig gewesen. Auch sie sprach von einem fairen Kompromiss. „Wir sind keine verlorene Generation. Uns wird nichts geschenkt“, sagte die Bundesschulsprecherin. Die vergangenen Monate seien auch für die Schülerinnen und Schüler besonders anstrengend gewesen.
„Nützt die Chance, zu zeigen, was ihr drauf habt“
Die Lehrer waren bisher anderer Meinung und haben sich gegen die Streichung der verpflichtenden mündlichen Matura ausgesprochen. Sowohl AHS-Lehrervertreter Herbert Weiß als auch BHS-Lehrergewerkschafter Roland Gangl taten das noch am Donnerstag kund. Ihrer Meinung nach gebe es gerade bei diesem Teil die Möglichkeit, auf die speziellen Rahmenbedingungen des aktuellen Schuljahres einzugehen, deshalb sei eine Streichung der mündlichen Matura nicht notwendig. Eine Reduktion des Stoffes wurde ohnehin in Aussicht gestellt.
Bei der Pressekonferenz am Freitag ist Direktorensprecherin Isabella Zins als Vertreterin der Pädagogen aufgetreten. Auch sie ist ursprünglich für die Beibehaltung der mündlichen Prüfung gewesen. Am Freitag richtete sie einen Appell an die Maturanten: „Nützt die Chance, zu zeigen, was ihr drauf habt.“
Jahresnote wird wieder miteinbezogen
Auch bei der schriftlichen Matura wird es Vereinfachungen geben. Die Prüfung muss man nur in drei Fächern (manche hatten sich für vier entschieden) ablegen. Außerdem wird es auch hier zu den bereits aus dem Vorjahr bekannten Änderungen kommen.
Damals ist die größte Veränderung die Miteinbeziehung der Jahresnote gewesen. Genau die wird es auch heuer geben. Für die Beurteilung werden die Zeugnisnote der Abschlussklasse und die Prüfungsnote zu gleichen Teilen zählen. Landet man damit genau zwischen zwei Noten, "sticht" die Prüfungsnote. Sie hat also mehr Gewicht. Im Vorjahr hat diese Regelung in vereinzelten Fällen zur Abgabe leerer Maturaarbeiten geführt. Denn positiv sind die Kandidaten durch ihre Zeugnisnote ohnehin bereits gewesen. Dem wird ein Riegel vorgeschoben. Bei der Matura müssen mindestens 30 Prozent der möglichen Punkte erreicht werden. Ansonsten ist die Gesamtnote negativ. Man kann also durchfallen.
Auch weitere Lockerungen waren bereits klar. Wie im Vorjahr ist auch diesmal die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) nur freiwillig. Die Abgabefrist wurde zusätzlich um zwei Wochen verlängert. Bei den schriftlichen Klausuren wird erneut die Arbeitszeit um eine Stunde verlängert.
Das Schuljahr der Maturanten läuft noch bis 30. April. Dann beginnt der Vorbereitungsunterricht. Die schriftliche Matura startet am 20. Mai (mit Deutsch). Sie wurde um zweieinhalb Wochen nach hinten verschoben.
