Stadtentwicklung

Wälder an den Wänden: Mehr Grün für eine gestresste Stadt

Die Ausstellung „Einfach Grün - Greening the City“ in Frankfurt zeigt, dass man Grünflächen durchaus auch vertikal denken darf.

Das eine ist Stadt. Das andere ist Grün. So recht zusammenfinden wollten die beiden, seitdem es Städte gibt, aber noch nicht. Natürlich hat man an manchen Ecken und Enden Bäume gepflanzt, klar, hat man Parks angelegt, Platanen gerettet, ein paar Wiesen sogar wild wuchern lassen. Aber so richtig selbstverständlich überwachsen von grünen Idee ist die Stadt noch lange nicht. Das hat nicht nur weltanschauliche Gründe, sondern auch verkehrslogistische und ökonomische, aber auch: bautechnische natürlich. Doch wie immer: Ist der Leidensdruck groß genug, beginnt man umzudenken. Und Corona hat den Druck gehörig erhöht: auf die engen, staubigen, lauten Verhältnisse, auf die ohnehin schon „gestresste Stadt“. Und das Gute an Grün: Es wirkt gegen alles. Gegen Staub, gegen Lärm, gegen Hitze und gegen das Gefühl, irgendwie doch eingesperrt zu sein. Doch durch den Nutzungsdruck wurden auch die Freiräume der Stadt zum Teil zu „gestresstem Grün“.

Das könnte wiederum zu einer Idee führen, die nicht allzu neu, aber trotzdem noch nie konsequent im Stadtgefüge appliziert wurde: Das Grün an Gebäuden. Auf dem Dach. Oder an der Fassade. Und gerne auch überall dazwischen. Der inzwischen gut bekannte amerikanische Soziologe Richard Sennett schrieb in seinem Buch „Die offene Stadt“, dass es keine Alternative sei, die Stadt nicht zu bauen, auch wenn sich das Klima das vielleicht wünschen würde. Nur: Man müsse die Stadt ganz einfach anders bauen. 

Die Ausstellung „Einfach grün - Greening the City“ im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zeigt noch bis 11. Juli ein paar Beispiele, die sich schon sicherheitshalber einmal vorwagen - in eine mögliche Zukunft. Indem sie horizontale und vertikale Gebäudehüllen noch einen Zusatznuten mitgeben: sie verhindern die Bildung von urbanen Hitzeinseln, reduzieren etwa Feinstaub und Lärm. Und schmeicheln nebenbei auch noch dem Auge. Ihr Problem (neben technischen und botanischen Herausforderungen): ihr Image. So finden sich unter den Beispielen  auch welche, die zunächst bestenfalls als Immobilien-Marketing-Gag belächelt wurden, wie der „Bosco Verticale“ in Mailand etwa, vom Architekten Stefano Boeri. Inzwischen attestieren ihm Experten aber durchaus einen ernstgemeinten nachhaltigen Ansatz, und Studien belegen sogar die positive Wirkung der Fassade auf das Stadtklima.

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