Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt, anaphylaktische Schocks auf die Liste möglicher Nebenwirkungen des Vakzins zu setzen. Die bisher gezählten Vorfälle sind allerdings außerordentlich selten und auch bei anderen Medikamenten möglich.
Der Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca (AZ) kann nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) schwere allergische Reaktionen auslösen. Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock) sowie Überempfindlichkeitsreaktionen sollten in die Liste der möglichen Nebenwirkungen aufgenommen worden, erklärte die EMA am Freitag unter Verweis auf mehrere Fälle in Großbritannien.
Es gebe Berichte über 41 mögliche Anaphylaxie-Fälle unter fünf Millionen Impflingen in Großbritannien, berichtete die Behörde mit Sitz in Amsterdam. Nach einer sorgfältigen Auswertung der Daten halte das für die Impfstoff-Risikobewertung zuständige Komitee einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der allergischen Reaktion und der Impfung mindestens in einigen dieser Fälle für wahrscheinlich.
Gleichzeitig wies die EMA aber darauf hin, dass schwere allergische Reaktionen auch bei Impfungen gegen andere Krankheiten eine bekannte und sehr seltene Nebenwirkung sind. Der Astrazeneca-Beipackzettel empfiehlt bereits jetzt, dass Patienten nach einer Impfung noch mindestens 15 Minuten unter Beobachtung bleiben sollten, um auf allergische Reaktionen oder sonstiges Unwohlsein reagieren zu können.
41 „mögliche" Fälle unter fünf Millionen Impfungen bedeuten indes eine Wahrscheinlichkeit von 0,0008 Prozent bzw. 1 zu ~122.000. Auch viele andere Arzneimittel, etwa Antibiotika und Schmerzmittel, können in sehr seltenen Fällen (etwa 1:10.000 und weniger) schwere allergische Überreaktionen auslösen.
Seltene Überreaktionen auch bei anderen Impfstoffen
Sehr seltene Überreaktionen sind auch von anderen Covid-19-Impfstoffen bekannt. So berichtete das US-Center of Disease Control and Prevention beim Impfstoff von Biontech-Pfizer eine Häufigkeit (oder Seltenheit) anaphylaktischer Reaktionen von 11 Fällen pro einer Million Impfungen, das ist etwa 1:91.000. Die meisten der Betroffenen waren dabei als Allergiker bekannt.
Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca wies indes Sorgen wegen schwerer Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Gerinnungsstörungen seines Corona-Impfstoffs zurück. "Eine Analyse unserer Sicherheitsdaten von mehr als zehn Millionen Datensätzen hat keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Lungenembolien oder tiefe Venenthrombosen gezeigt", teilte ein Sprecher am Freitag mit. Das gelte für alle Altersgruppen, Geschlechter, Länder und Chargen der Substanz. "Tatsächlich kommen diese Ereignisse unter Geimpften sogar seltener vor als in der Allgemeinbevölkerung", hieß es weiter.
Keine Kausalität bei Thrombosen festgestellt
Dänemark, Island, Thailand und andere Länder hatten Impfungen mit dem Stoff zuletzt ausgesetzt. Als Grund wurden Berichte über einen Todesfall und schwere Erkrankungen durch Blutgerinnsel nach der Impfung genannt. Man könne jedoch noch nicht feststellen, ob eine Kausalität zwischen dem Impfstoff und den Gerinnseln bestehe, hieß es.
Die EMA kam zum Schluss, dass der Anteil der Thrombosekranken nach einer Impfung mit dem Präparat dem spontanen, natürlichen Auftreten dieser Erkrankung in der Normalbevölkerung entspricht. Bis zum 10. März hat die EMA 30 Fälle von "thromboembolischen Ereignissen" bei fast fünf Millionen mit dem Astrazeneca-Mittel geimpften Menschen registriert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf verkündete am Freitag, man sehe keinen Anlass, Impfungen mit dem AZ-Präparat auszusetzen.
(APA/AFP/DPA/wg)