Niederlande

Holländische Wasserlinie: Kam der Feind, kam das Wasser

Die Neue Holländische Wasserlinie besteht aus vielen Forts, Festungen, Kasematten, Deichen und Wasserwerken. Dieses ausgeklügelte Verteidigungssystem ist heute Ziel von Radlern und Wanderern. Noch ein Geheimtipp.

Mehrere Forts (hier: Uitermeer) liegen an der Neuen Holländischen Wasserlinie.
Mehrere Forts (hier: Uitermeer) liegen an der Neuen Holländischen Wasserlinie.Jessica de Korte/Ode

Das größte Nationaldenkmal der Niederlande, die Holländische Wasserlinie, ist erstaunlicherweise nur wenig bekannt. Das mag auch daran liegen, dass es schwerfällt, sie zu erkennen. Dabei ist sie 85 Kilometer lang und bis zu fünf Kilometer breit und liegt zwischen dem IJsselmeer im Norden und der Waal im Süden, im Landesinneren.
Durch ein Gittertor führt der Weg auf eine Brücke, die einen Wassergraben überspannt und in eine enge Passage zwischen meterhohen Wänden mündet. Dahinter öffnet sich der Blick auf Wiesen, Bäume und einen abschließenden zweigeschoßigen Backsteinriegel – das Fort bij Vechten. Warum sich der Weg dorthin lohnt, weiß Hans Nap. „In diesem Fort erfährt man, was es mit der Neuen Holländischen Wasserlinie auf sich hat.“Am besten nimmt man in dem vor wenigen Jahren eröffneten Wasserlinie-Museum erst einmal im Fallschirmsitz Platz und setzt die Virtual-Reality-Brille auf. Dann startet man zum Flug über das Gebiet, das sich von der früheren Zuiderzee nach Süden bis zum Rheinarm Waal erstreckt. Und plötzlich, während man glaubt, herunterzugleiten, öffnen sich Schleusen – und das riesige Areal wird geflutet. „Das war der Sinn dieser Linie“, erklärt Hans Nap, „der Feind sollte aufgehalten und die großen holländischen Städte im Westen sollten geschützt werden.“

Dreimal wurde die Linie geflutet

Ein System aus Wasserläufen sollten den Feind am Vordringen hindern.
Ein System aus Wasserläufen sollten den Feind am Vordringen hindern.Hollandse Hoogte/Gerard Til

Früh hätten die Bewohner der niederen Lande gelernt, dass Wasser nicht nur eine Gefahr darstellt. „Die erste Wasserlinie wurde schon Ende des 16. Jahrhunderts gegen die Spanier angelegt“, informiert der Mitarbeiter des Museums. Die Neue Holländische Wasserlinie mit ihren Dutzenden Befestigungsanlagen, die die schmaleren Stellen von erhöhter Position aus sichern sollten, stammt aus dem 19. Jahrhundert. „Dreimal wurde die Linie geflutet“, berichtet Hans Nap: im Deutsch-Französischen Krieg 1870 und im Ersten Weltkrieg, da sei der Feind aber ausgeblieben. 1940 hätten die Deutschen das Wasserhindernis dann mit Flugzeugen überwunden.Und heute? Spätestens mit dem Ende des Kalten Kriegs war die Wasserlinie überflüssig geworden. Dass der weitgehend unverbaute grüne Streifen zum Ziel von Radlern und Wanderern geworden ist, ist naheliegend. Eine größere Herausforderung ist es da schon, neue Nutzungen für die teils sehr großen Anlagen der Forts zu finden. Dass sie versteckt hinter Deichen und Wällen liegen, macht sie zu geheimnisvollen Orten, die auch in unserem Nachbarland weitgehend unbekannt waren.

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