Quergeschrieben

Die Gefahren des binären Denkens für unsere Gesellschaft

Einfache Kategorisierungen sind bei akuter Gefahr hilfreich, auf Dauer zerstören sie den Diskurs und die Demokratie.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Quergeschrieben“

Richtig oder falsch, gut oder schlecht, Daumen rauf oder runter: Ganz deutlich ist eine Tendenz wahrnehmbar, Ereignisse, Wahrnehmungen oder sogar Menschen rasch und eindeutig zu kategorisieren. Zwischenstufen oder Grautöne verschwinden zusehends. Als etwa der Internet-Kanal YouTube die Bewertung von Videos einführte, versuchte man es zuerst mit der Vergabe von Sternen, von eins bis fünf wie beim Schulnotensystem. Allerdings stellte sich heraus, dass fast alle Probanden entweder nur einen oder alle fünf Sterne vergaben. Daher stellte YouTube auf das System der Daumen-Bewertung um – wie bei den Gladiatorenkämpfen im alten Rom.

Das binäre Denken funktioniert so ähnlich wie ein Computer: Es gibt 0 und 1, sonst nichts. Manche führen daher den Trend zur Vereinfachung, zum Denken in bloß zwei Kategorien, auf die zunehmende Digitalisierung zurück. Das menschliche Gehirn werde in weiterer Folge zum Abbild der Festplatte. Es werden sehr viele Informationen aufgenommen, es wird immer mehr darauf gespeichert und in immer rascherer Geschwindigkeit. Allerdings fehlen Zeit und Möglichkeit, diese Fülle auch richtig einzuordnen, zu verarbeiten und eigenständige Schlüsse daraus zu ziehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.