Lieselott Beschorner (93) hat ihr Werk unbestochen vom Markt geschaffen. In Krems ist eine Retrospektive der großen Einzelgängerin zu sehen.
Keramik, Textil und Kohlestift, Collage, Groteske und Puppe – die künstlerischen Materialien und Methoden der Lieselott Beschorner lesen sich wie ein Trendbarometer der jungen Kunst von heute. Nur ist die Dame 93 Jahre alt. In den vergangenen zehn Jahren wurde sie, die der Wiener Kunstszene ihr Leben lang so fern war, langsam wiederentdeckt. Wie man das so gern tut in unseren Tagen, in denen rund um die Welt die „Vergessenen“, „Übersehenen“ und „Verkannten“ auf die Bühnen der Galerien und Museen geholt werden. Weiblich, feministisch, 70 plus scheint das neue Marktfrisch zu sein.
Auch auf Lieselott Beschorner trifft das gut zu – und zugleich gar nicht. Verkannt und senior: ja. Feministisch und vermarktbar: nein. Diese Kombination lässt ihr erstaunliches Gesamtwerk durch alle Aufmerksamkeitsraster fallen. So war sie etwa die erste Künstlerin, die Christiana Perschon für ihren jüngsten Künstlerinnendokumentarfilm „Sie ist der andere Blick“ besucht hatte. Danach erst kamen Renate Bertlmann, Linda Christanell oder Lore Heuermann. Am Ende aber war Beschorner nicht im Film vertreten. Zu traditionell, zu wenig kämpferisch für die Sache der Frauen mutete sie im Vergleich wohl an.