Theaterkritik

Belgische Begeisterung für Hitler: "Yellow" in Gent und St. Pölten

Im Meer weißer Fahnen: flämische NS-Sympathisanten in „Yellow – The Sorrows of Belgium: Rex“, dem zentralen Teil von Luk Percevals Dramentrilogie.
Im Meer weißer Fahnen: flämische NS-Sympathisanten in „Yellow – The Sorrows of Belgium: Rex“, dem zentralen Teil von Luk Percevals Dramentrilogie.Fred Debrock
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Das NTGent führte Teil II von Luk Percevals Trilogie über dunkle Kapitel seines Landes auf – vorerst als Film-Stream: Ein elegisches Kammerspiel mit intensiven Momenten.

Der Schluss sei zu Beginn verraten: In Luk Percevals Stück „Yellow“ hat sich eine flämische Familie zwei Stunden an der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg abgearbeitet. Bis auf einen Mann waren alle begeistert vom NS-Regime. Jef Goemmaere, der noch minderjährige Sohn, hat sich 1941 zur Deutschen Wehrmacht gemeldet. (Bald landet er im Russland-Feldzug.) Am Ende die Ernüchterung: Vater Staf (Peter Seynaeve) fragt nach dem abwesenden Sohn: „Jef?“ Mutter Marije (Chris Thys) antwortet für diesen, ebenfalls fragend: „Papa?“ Eine Klammer für das Stück, beklemmend für die Familie: Nach dem Sohn hatte Staf bereits zu Beginn gefragt und war in Streit mit seinem stets kritischen Bruder (Bert Luppes) geraten. Hubert hält später Channa (Maria Shulga), eine geflüchtete Jüdin aus Wien, bei sich versteckt. Sie wird dann deportiert. Über Jef erfährt die Familie nur noch aus Briefen von der Front.

Teil II der Trilogie „Der Kummer von Belgien“ ist eine deprimierende Familiensaga inmitten brutaler Weltgeschichte. Perceval zeigt konsequent auf die dunkelsten Flecken der Geschichte seines Landes. In Teil I („Black“ wurde bereits 2020 als Gastspiel des NTGent im Landestheater Niederösterreich aufgeführt) hat der Autor und Regisseur die Kolonialgeschichte im Kongo thematisiert. Teil III, „Red“, soll sich aktuell mit Islamismus beschäftigen. Das zentrale Stück aber – eine Co-Produktion mit St. Pölten – handelt von Belgiens Verstrickung in den Faschismus und zitiert auch gegenwärtigen Rechtsradikalismus. Es hatte als Film-Stream aus Gent letzte Woche Premiere und wird am 19. März noch einmal wiederholt.

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