Vorzeitiger Impfstopp

Deutschland, Frankreich und Italien setzen Impfung mit AstraZeneca aus

Impfzentrum in Berlin (Archivbild)AFP
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Während am Montag weitere EU-Staaten eine Impfung mit AstraZeneca aussetzten, will Österreich die Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde abwarten. Diese wird in Bälde erwartet.

Nach Berichten über Komplikationen durch Blutgerinnsel und einem vermeintlichen Zusammenhang mit der Corona-Schutzimpfung von AstraZeneca hatten die Niederlande, Irland, Dänemark, Norwegen und Island den Einsatz des Impfstoffs bereits vorübergehend ausgesetzt. Am Montag folgten nun auch Deutschland, Italien und Frankreich.

Obwohl ein Zusammenhang zwischen den Blutgerinnseln und der Impfung nicht geklärt ist und nach Meinung vieler Experten als unwahrscheinlich gilt, folge man damit einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts, teilte Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag mit. Der SPD-Gesundheitssprecher, Karl Lauterbach, hält das für einen „Fehler“, wie er auf Twitter schreibt.

 

Unmittelbar nach Spahns Auftritt gab auch Italien bekannt, die Impfungen mit Astra Zeneca auszusetzen. Frankreich gab unmittelbar darauf ebenfalls bekannt, die Verabreichung des Impfstoffs zu stoppen. Am Dienstagmittag erwarte man Informationen der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), sagte Frankreichs Premier Macron, bis dahin würde der Stoff nicht verabreicht. Die Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff sei eine Vorsichtsmaßnahme, die gelten soll, bis sich die europäische Arzneibehörde EMA über die Sicherheit des Impfstoffes aussprechen werde, teilte die italienische Arzneimittelbehörde (Aifa) mit.

AstraZeneca selbst hat seinen Covid-19-Impfstoff verteidigt. Der Pharmakonzern sehe kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit dem Vakzin. Eine sorgfältige Analyse aller verfügbaren Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen Menschen, die in der Europäischen Union und in Großbritannien mit dem Mittel geimpft worden seien, habe keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko einer Lungenembolie, einer tiefen Venenthrombose oder einen Rückgang der Blutplättchen ergeben, teilte AstraZeneca am Sonntagabend mit.

Was tut Österreich?

Nun stellt sich die Frage: Wie entscheidet Österreich? Aus dem Umfeld des Gesundheitsministeriums heißt es zur „Presse“, dass sich Österreich an die Empfehlungen der EMA halten wolle. Ein Statement der Behörde wird in Bälde, wohl erst am Dienstag, erwartet. Ob die EMA die Aussetzung befürwortet oder ablehnt, ist derzeit offen. Zuletzt hatte sie betont, dass auch allergische Reaktionen als Nebenwirkungen des Impfstoffs angeführt werden sollten.

Bei den Beratungsgesprächen am Montag mit Experten, Landeshauptleuten und der Opposition dürfte das österreichische Festhalten am AstraZeneca-Wirkstoff ebenfalls Thema gewesen sein. Dort hieß es vorerst, ein Stoppen sei für Österreich keine Option. Da war allerdings die Entscheidung Deutschlands noch nicht bekannt. Der Druck auf das Nationale Impfgremium, dem Beispiel zu folgen, wird sich dadurch wohl erhöhen.

Das wirft jedoch die Frage auf, wie es mit dem Impfplan weitergehen soll. Dieser setzt verstärkt auf den AstraZeneca-Wirkstoff. Erst am Montag hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober einen Erlass für die Bundesländer angekündigt, wonach auch ältere Menschen überall vorrangig (mit AstraZeneca, wenn vorhanden) geimpft werden sollen. Die Länder hatten zuletzt unterschiedliche Gruppen (etwa jüngere Lehrer oder Polizisten) bei der Impfung priorisiert.

(juwe/Reuters/APA)


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