Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt

Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.

Premium
Gastkommentar

Abdullah-Zentrum in Wien: Ein frommer Wunsch

Peter Kufner
  • Drucken

Im Regierungsabkommen wurde die Reform des umstrittenen Dialogzentrums gefordert. Seitdem ist nichts passiert.

Es stand von Anfang an unter keinem guten Stern: das King Abdullah bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue, kurz KAICIID, schreibt sich interreligiösen und interkulturellen Dialog auf die Fahnen – und wird großteils finanziert von einem Regime, das weltweit einer der traurigen Rekordhalter in puncto Menschenrechtsverletzungen ist. Das konnte wohl nicht gut gehen.
Den Ursprung nahm die Idee eines derartigen Dialogzentrums schon Jahre zuvor. Das saudische Regime – konkret König Abdullah – wollte ab Mitte der Nullerjahre mehr Dialog innerhalb des Islam wie auch mit anderen Religionen führen, ein durchaus begrüßenswertes Unterfangen. 2007 gab es ein Treffen mit dem damaligen Papst, Benedikt XVI., 2008 und 2009 fanden „Weltkonferenzen zum Dialog“ in Madrid und Wien statt. 2011 unterzeichneten dann zwei Königreiche – Saudiarabien und Spanien – und das republikanische Österreich den KAICIID-Gründungsvertrag in Wien, der 2012 in Kraft trat. Als „beobachtendes Gründungsmitglied“ wurde der Heilige Stuhl (diplomatische Bezeichnung für den Vatikanstaat) aufgenommen, ansässig wurde das KAICIID im Palais Sturany, prominent am Wiener Schottenring.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Dialog dringend notwendig

Abgesehen von der seltsam anmutenden Gründungskoalition ist gegen innerislamischen und intrareligiösen Dialog nichts einzuwenden: im Gegenteil. Angesichts zunehmend fundamentalistischer bis extremistischer Strömungen in den meisten Religionen ist dies sogar dringend notwendig. Hätte das KAICIID seinen Gründungsvertrag in vollem Ausmaß – also auch in Bezug auf Saudiarabien – umgesetzt, hätte es sich wohl allgemeine Anerkennung erarbeitet. Diesem zufolge sollen nämlich Menschenwürde und Menschenrechte für alle, ohne Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion, geachtet und alle Formen von Diskriminierung und Stereotypisierung aufgrund von Religion oder Weltanschauung bekämpft werden. Klingt sehr gut, nicht wahr? Das Zentrum hat tatsächlich zahlreiche sinnvolle und innovative Maßnahmen im Bereich des inner- und interreligiösen Dialogs ergriffen. Doch wenn eine solche Institution gegenüber dem Gewaltregime des Herrschers (dessen Namen es trägt) und seinen Nachfolgern Augen und Ohren verschließt – dann ist Kritik angebracht.