Impfung

Österreich hätte mehr Johnson & Johnson bestellen können

Symbolbild: Impfstoff Johnson&Johnson
Symbolbild: Impfstoff Johnson&JohnsonAPA/AFP/PATRICK T. FALLON
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Gemäß dem EU-Verteilungsschlüssel hätte sich Österreich 3,9 Millionen Dosen von diesem Impfstoff kaufen können. Tatsächlich sicherte man sich aber nur 2,5 Millionen Dosen. Diese Entscheidung fiel allerdings schon im Herbst des Vorjahres als es noch viele Unbekannte gab.

Die Debatte um Österreichs Impfstoff-Bestellungen geht weiter. Sie hat zuletzt nicht nur für schlechte Stimmung innerhalb der türkis-grünen Koalition gesorgt, sondern auch für personelle Konsequenzen. (Der zuständige Spitzenbeamte Clemens Martin Auer ist nicht mehr in dieser Funktion.) Es ging dabei um die versäumte Gelegenheit eines Nachkaufs von rund 100.000 Dosen aus dem Hause Pfizer/Biontech. Das dürfte aber nicht die einzige verpasste Bestellungschance gewesen sein.

Am Dienstag wurde lanciert, dass das Gesundheitsministerium auch mehr Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson hätte bestellen können. Diese Entscheidung fiel allerdings schon im Herbst des Vorjahres als es noch viele Unbekannte gab. Österreich hätte gemäß dem EU-Verteilungsschlüssel 3,9 Millionen Dosen von diesem Impfstoff kaufen können, hat sich aber nur 2,5 Millionen Dosen gesichert, berichtet der "Standard" am Dienstag.

Das Gesundheitsministerium bestätigt gegenüber der Austria Presseagentur diese Zahlen, weist aber darauf hin, dass man damals einen Mix aus allen - damals erst in der Entwicklung befindlichen - Impfstoffen bestellt habe, um ein möglichst breites Portfolio zu haben. Zudem sei die Entscheidung darüber, anders als bei der verpassten Zusatzbestellung von Pfizer/Biontech, nicht von einem einzelnen Beamten getroffen worden, sondern gemeinsam von der Regierung in einer Ministerratssitzung beschlossen worden.

Damals gab es „noch kein Wissen über Wirksamkeit"

Österreich habe, so wie alle anderen EU-Staaten, "so bald wie nur irgendwie möglich, im August/September 2020", mit der gemeinsamen Impfstoffbeschaffung begonnen, heißt es seitens des Ministeriums. Die ersten Verträge über Lieferungen seien abgeschlossen worden, als es noch "kein Wissen, sondern nur Spekulationen über Genehmigung, Genehmigungszeitpunkte, Produktionsmengen und Wirksamkeit einzelner Impfstoffe" gegeben habe. Zudem sei Johnson & Johnson aktuell noch nicht verfügbar - und für das zweite Quartal werde man 5,9 Millionen Dosen im Land haben, sofern weiterhin mit Astra Zeneca geimpft werde.

Im Herbst 2020 habe man insgesamt 24 Millionen Dosen an verschienen Impfstoffen bestellt und im Jänner 2021, als man schon mehr über diese wusste, auf 31 Millionen Dosen aufgestockt.

Bei Impfstoffbeschaffung gibt es kein Budgetlimit

Bei der Beschaffung von Corona-Schutzimpfungen gibt es laut Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) jedenfalls kein Budgetlimit. "Heuer sind 120 Mio. Euro im Budget des Gesundheitsministeriums budgetiert, davon ist ein Bruchteil abgerufen", sagte Blümel am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf Journalistennachfrage. Es sei "immer klar" gewesen, dass es bei Bedarf mehr Geld für den Kauf von Impfstoff geben werde.

Im vergangenen Jahr sind laut dem Finanzminister rund 30 Mio. Euro für den Kauf von Coronavirus-Schutzimpfungen aufgewendet worden, im laufenden Jahr war es in etwa derselbe Betrag. "Es gab im letzten Jahr Ministerratsvorträge, wo ein Volumen von 200 Mio. Euro für Impfdosen angedacht worden ist. Das war eine Schätzung im Ministerratsvortrag direkt", sagte Blümel.

Ob sich der damalige Impfkoordinator Auer an ein Budget halten musste, ließ Blümel offen. "Das müssen sie den Gesundheitsminister fragen." Das Geld für Impfdosen sei "das bestinvestierteste Geld im Kampf gegen diese Krise", so der Finanzminister. "Wir geben sehr, sehr viel Geld aus in der Covidkrise, wirklich viel Geld. Es wäre absurd, wenn wir gerade bei den Impfdosen sparen würden."

(APA)

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Aus dem Reservetopf der EU-Länder hätten so also noch einmal 50.000 Menschen geimpft werden können. Insgesamt hat Östereich bis dato 30,5 Millionen Impfdosen geordert.

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