Energiewende

Halbierung des Energieverbrauchs in 20 Jahren

Gasherd
Gasherd(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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„Weichenstellung jetzt" - das ist die Forderung von Umweltorganisationen, die ein rasches Ende des Erdgaszeitalters fordern.

Die Halbierung des Energieverbrauchs und die Abkehr von der prominenten Rolle von Gas in der heimischen Energiepolitik verlangt das Ökobüro, eine Dachorganisation von 20 österreichischen Umweltorganisationen. Diese beiden zentralen Forderungen seien entscheidend dafür, ob es gelingen kann, was die Koalitionspartner ins Regierungsprogramm geschrieben haben: die Klimaneutralität bis 2040 – also keinerlei zusätzlicher Emission von Treibhausgasen aus österreichischen Quellen. Die Heizungssysteme nehmen dabei eine prominente Rolle ein: Derzeit sind in Österreich noch 600.000 Ölheizungen und 900.000 Gasheizungen in Betrieb. Insgesamt liegt allein der Verbrauch von Erdgas bei 8,8 Milliarden Kubikmetern – verbunden damit ist der Ausstoß der Klimagase Kohlendioxid und Methan.

In einem Positionspapier des „Ökobüros“ heißt es, dass eine weitgehende Abkehr vom Gas notwendig sei. Denn: Das Potential für Biogas liege maximal bei 2,4 Mrd. m³. Die Gaswirtschaft dagegen gehe davon aus, dass zumindest 4,2 Mrd m³ möglich wären – also etwa die Hälfte des bisherigen Aufkommens. Der Unterschied zwischen diesen beiden Szenarien liege in der unterschiedlichen Einschätzung, was umwelt- und naturverträglich machbar ist. Das Tempo des Phase-Out für Erdgas und das Ausmaß von Biogas sind auch zwischen den beiden Regierungsparteien bei Verhandlung über die einschlägige Gesetzgebung (Erneuerbare-Ausbau-Gesetz, Energieeffizienzgesetz) immer wieder Stein des Anstoßes.

Nur noch halb soviel Fleisch

Karl Schellmann, Klimasprecher des World Wide Fund for Nature (WWF): „Derzeit ist das Potential für Biogas relativ gering. Solange die Landwirtschaft so intensiv betrieben wird, gibt es eine Nutzungskonkurrenz.“ Sie sei vor allem dadurch zu entschärfen, wenn weniger Tiere gehalten würden – also bei einem deutlich geringeren Fleischkonsum. Wieviel geringer? „Aus der Perspektive des Gesundheitsschutzes müsste der Fleischverzehr um etwa drei Viertel geringer werden“, im Zusammenhang mit Biogas sei ein Rückgang von immerhin noch „40 bis 50 Prozent“ nötig.

Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, ergänzt, dass in gewissen Bereichen, etwa in der Industrie, Gas nicht ersetzbar sei. „Was wir an Biogas haben, ist vor allem diesen Bereichen vorbehalten.“ Deutlich formuliert auch Ulla Rasmussen, Sprecherin des Verkehrsclubs Österreich: „Gas hat im Pkw-Bereich keinen Platz. Der elektrische Betrieb ist effizienter.“ Dazu komme noch, dass Batterien bereits zu 90 Prozent (Lithium) bzw. 98 Prozent (Cobalt, Nickel) recyclebar seien.

Summa summarum sei jetzt eine Weichenstellung notwendig – an erster Stelle müsse ein Konzept erstellt werden, das nicht den Wünschen von Öl- und Gas-Wirtschaft Folge leistet, sondern dem, was ökologisch sinnvoll sei. Konkret wird gefordert: Halbierung des Energieverbrauchs, höhere Effizienz, Ersatz der Gasheizungen und ein zielgerichteter Einsatz der erneuerbaren Gaspotenziale.

„Keine Beschränkungen"

Eine Sprecherin des Fachverbands Gas-Wärme meint jedoch, für Biogas solle es „keine Beschränkungen geben“, denn das Potential sei ausreichend vorhanden, „das zeigen mehrere Studien deutlich“. Dies deshalb, weil vor allem Holz und Bioabfälle anders bewertet seien. Raumwärme mache außerdem bloß ein Viertel des Gesamtverbrauchs von Gas aus.

Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Mineralölindustrie meint, dass fossile Treibstoffe durchaus substituierbar seien: „Etwa durch das Fischer Tropsch-Verfahren“. Doloszeski meint, dass „wir alle Technologien einsetzen müssen.“

Die Sprecherinnen der Öl- und Gas-Industrie weisen außerdem auf die soziale Komponente hin – es sei für Haushalte leichter verkraftbar, wenn nicht die Technologie getauscht werde, sondern nur der Brennstoff. In der Sitzung des Umweltausschusses in der Vorwoche hat SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr einen Antrag eingebracht, in dem gefordert wird, dass die Rahmenbedingungen der Energiewende so gesetzt werden müssten, dass „Ausgleichs- und Begleitmaßnahmen“ getroffen werden, um Menschen mit geringerem Einkommen den Umstieg auf umweltfreundliche Technologien zu ermöglichen. Der Antrag bekam keine Mehrheit.

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