Jahresabschluss

Porsche und China retten VW-Bilanz

408.528 Mal wurde der neue Golf im Jahr 2020 weltweit verkauft.
408.528 Mal wurde der neue Golf im Jahr 2020 weltweit verkauft. (c) REUTERS (FABIAN BIMMER)
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Der VW-Konzern konnte das Krisenjahr 2020 mit einem operativen Ergebnis von fast elf Milliarden Euro abschließen. Künftig konzentriert sich der Konzern voll auf E-Autos.

Wolfsburg/Wien. Ein „schlechtes Jahr“ ist relativ. Bei manchen Unternehmen bedeutet das, dass sie an der Kippe zur Insolvenz stehen. Beim Volkswagen-Konzern bedeutet es, dass er fast neun Milliarden Euro beim operativen Ergebnis eingebüßt hat – das Jahr aber dennoch mit einem Betriebsergebnis von 10,6 Milliarden Euro abschließt (Umsatz: 223 Milliarden Euro, minus 11,8 Prozent). Nach Steuern und Sondereinflüssen blieben VW 8,8 Mrd. Euro in der Kassa (2019 waren es noch 14 Milliarden Euro).

Dass man derart gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen ist, das weltweit von der Coronapandemie und mehreren Lockdowns bestimmt war, hat man vor allem einer Marke zu verdanken: Porsche. Am Stuttgarter Sportwagenhersteller ging die Krise weitgehend spurlos vorüber, der Fahrzeugabsatz lag nur 4,2 Prozent unter dem Jahr 2019.

Porsche hat fast die Hälfte zum Konzerngewinn beigesteuert. Das operative Ergebnis lag bei vier Milliarden Euro (2019: 4,2 Milliarden Euro), das entspricht einer Umsatzrendite von 15,4 Prozent. Ausschlaggebend für die guten Zahlen war der Automarkt in China, der für Porsche mittlerweile wichtiger ist als jener in den USA. In China verkauften die Stuttgarter 89.000 der 265.000 Fahrzeuge, ein Plus von drei Prozent gegenüber 2019.

Seat im Minus

Die anderen Marken des Konzerns haben die Krise unterschiedlich gemeistert. Die Hauptmarke VW schaffte es dank einer starken zweiten Jahreshälfte mit einem Betriebsgewinn von 454 Mio. Euro doch noch in die schwarzen Zahlen. Der Umsatz der Marke brach um ein knappes Fünftel auf 71,1 Mrd. Euro ein.

Skoda blieb ebenso positiv (EBIT von 800 Mio. Euro), wie die Luxusmarke Bentley (20 Mio. Euro). Das einstige Problemkind Audi schaffte ein Ergebnis von 2,7 Milliarden Euro, ein Minus von 40 Prozent.Seat schlitterte in die roten Zahlen (minus 339 Mio. Euro), ebenso VW Nutzfahrzeuge (Verlust von 454 Mio. Euro) und der Lkw-Bauer MAN.

Insgesamt hat der Volkswagen-Konzern im Corona-Jahr 2020 9,3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, um 15 Prozent weniger als im Jahr 2019. Die weltweiten Marktanteile konnten mit den verschiedenen Marken aber leicht auf 13 Prozent gesteigert werden.

230.000 E-Autos ausgeliefert

„Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gibt uns Rückenwind für die Beschleunigung unserer Transformation“, erklärte Konzern-Vorstandschef Herbert Diess bei einer Videopressekonferenz am Dienstag. Und diese Transformation wird massiv sein. Schon 2020 hat der Autohersteller 230.000 vollelektrische Fahrzeuge ausgeliefert, 2025 sollen sie bereits bis zu 20 Prozent der Gesamtflotte ausmachen.

In neun Jahren, 2030, will der Konzern 50 batterieelektrische Fahrzeuge anbieten. Die Strategie, um diese Volumen günstig produzieren zu können – eine Einheitsbatterie und sechs Gigafabriken in Europa –, hat VW am Montag bei einem „Power Day“ vorgestellt („Die Presse“ berichtete). In der Zwischenzeit werde das Geschäft mit Verbrennern dazu beitragen, die notwendigen Cashflows zur Finanzierung der Transformation zu generieren.

Weniger Gehalt für Diess

Einen Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor nannte Diess nicht. Zu unterschiedlich seien die Anforderungen und Bedingungen weltweit. Aber: „2030 gehen wir davon aus, dass die Hälfte der Fahrzeuge, die wir weltweit verkaufen, batterieelektrisch angetrieben sein wird.“

Aktuell kämpft auch der nach Toyota größte Autobauer der Welt mit dem Mangel an Halbleitern. Die Situation sei unübersichtlich, bisher habe man aufgrund des Chipmangels die Produktion von 100.000 Autos verloren.

Das Krisenjahr 2020 wirkt sich auch auf die Vergütung des Vorstands aus. Diess erhielt laut Geschäftsbericht 7,7 Millionen Euro (Fixgehalt plus Bonus), um 700.000 Euro weniger als 2019. VW hat eine Gehaltsobergrenze von zehn Millionen für seinen Konzernvorsitzenden und von 5,5 Millionen für die Vorstände.

(rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2021)

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