Hier die moralisch Guten, dort die Verwerflichen: Mit einer polarisierenden Sprache kommen wir nicht weiter.
In ihrem „Quergeschrieben“ vom 8. März beschäftigte sich Andrea Schurian mit der neuerdings in den „ZiB“-Sendungen des ORF gepflegten gegenderten Sprache und zitierte dazu die scharfe Kritik des Philosophen Konrad Paul Liessmann. „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf machte sich darauf in einem Tweet über Liessmanns Äußerung lustig. In meinen Augen ist es allerdings unfair, Kritiker dieser massiven Eingriffe in den Sprach- und Schriftgebrauch pauschal als intolerant, gestrig oder gar frauenfeindlich abzuqualifizieren.
Ich war über 30 Jahre lang in der Lesben- und Schwulenbewegung tätig. Als ich 1987 als 17-Jähriger mein ehrenamtliches Engagement in der Hosi Wien begann, war mir bald klar, wie wichtig die wechselseitige Solidarität von Schwulen- und Frauenbewegung ist. Im Verein wurden alle Texte und Veröffentlichungen mit dem damals noch jungen Binnen-I gegendert. Vor circa zehn Jahren begann der Trend um sich zu greifen, anstelle des Binnen-I ein Sonderzeichen einzufügen, aus den AktivistInnen wurden also Aktivistnnen oder Aktivist*innen. Intention dahinter war, Menschen sichtbar zu machen, die sich zwischen den Geschlechtern verorten. In der Hosi Wien wurde das Thema recht emotional diskutiert. Jenen, die diese neue Schreibweise durchsetzen wollten, standen andere gegenüber, die aus sprachlicher Sicht Kritik an Asterisk und Gender-Gap übten und ein verbindliches Regelwerk einforderten.
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