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Bei uns raunzen die Kulturmenschen, in Paris revoltieren sie

APA/AFP
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Illegal geöffnete Kinos, besetzte Theater, eine intellektuell aufmüpfige Jugend: Die Franzosen wehren sich rabiat gegen den kulturellen Stillstand.

Dass die Kunst von einer Willkürherrschaft geknebelt wird...“: Mit heiserer Stimme deklamiert ein Schauspieler ein Sonett von Shakespeare vom Balkon des Odéon-Theaters in Paris. Ja, so revoltiert man, so heizt man der Menge ein! Über 30 Theater in ganz Frankreich sind mittlerweile gestürmt, von Schauspielern und Studentinnen.

Freilich wirkt es etwas seltsam, sich in geschlossene Kulturstätten einzuschließen, um gegen die Schließung von Kulturstätten zu protestieren. Aber warum keine absurden Gesten gegen eine als absurd erachtete Politik? Die Kinos sind noch kühner. Voriges Wochenende machten sie 20 Säle einfach auf, gratis, illegal, aber mit „bewährten Hygienekonzepten“, durch die es in der Lockdown-Pause zu „keinem einzigen Corona-Cluster“ gekommen war. Im Manifest dazu, unterschrieben von 2000 Filmschaffenden, liest man schöne Worte: Das „Gemeinschaftserlebnis im Kinosaal“, das uns „im Abstand zum Alltag“ „wach und bewusst hält“, sei so sorgsam zu pflegen wie die Demokratie.

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