Agrar-Strukturwandel seit EU-Beitritt gebremst

Belarussian soldiers of the Ministry of Internal Affairs load a truck as they gather potatoes in a fi
Belarussian soldiers of the Ministry of Internal Affairs load a truck as they gather potatoes in a fi(c) REUTERS (Vasily Fedosenko)
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Es gibt in Österreich immer weniger, dafür größere landwirtschaftliche Unternehmen. Dieser seit etwa 50 Jahren anhaltende Strukturwandel hat sich aber seit dem EU-Beitritt Österreichs verlangsamt.

In der heimischen Landwirtschaft gibt es zwar immer weniger aber dafür immer größere Betriebe. Die bewirtschaftete Fläche ist seit 1980 nahezu konstant geblieben, geht aus dem aktuellen Grünen Bericht hervor. Der wirkliche Strukturwandel findet seit 50 Jahren in der Betriebsgröße statt. Wachstum und Rationalisierungen machen Österreichs Bauern langsam zu Agrarunternehmen. Diese Entwicklung verläuft seit dem EU-Beitritt langsamer. Die Bauern profitieren von den EU-Förderungen.

Bauernsterben in Hochkonjunktur stärker

"Seit dem EU-Beitritt liegt der Strukturwandel bei 1,5 Prozent bis 2,5 Prozent im Jahr. Zuvor waren es zwischen 2,5 Prozent und vier Prozent", so Rupert Huber, Experte für die ländliche Entwicklung bei der Landwirtschaftskammer Österreich. Man müsse die Veränderung differenziert betrachten. "Der Strukturwandel gliedert sich in mehrere Einflussfaktoren und ist vor allem von der gesamtwirtschaftlichen Situation abhängig", erläutert Huber. Boomt die Wirtschaft und braucht Arbeitsplätze, sei die Versuchung für die Landwirte größer, den Vollerwerb als Bauer aufzugeben.

131.000 Bauern seit 1980 weniger

Seit 1980 gibt es 131.000 Landwirte weniger. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist im selben Zeitraum um zwei Drittel - von 24 Hektar (ha) auf 40 ha - gestiegen. Besonders stark war diese Entwicklung zwischen 1990 und 1999. In diesem Jahrzehnt wurden 64.000 Höfe aufgegeben, die Durchschnittsgröße erhöhte sich zugleich von 26,8 ha auf 34,6 ha. In zehn Jahren verschwand fast ein Viertel der Betriebe, während sich der mittlere Hektarbestand um 30 Prozent erhöhte.

Der Strukturwandel sei auf den wirtschaftlichen Aufschwung der 1960er und 1970er zurückzuführen. In diesen Jahren gaben immer mehr Menschen das Vollerwerbsleben als Bauer auf, die Industrialisierung der Landwirtschaft tat ihr Übriges, so Josef Siffert, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Österreich zur APA. "Noch heute werden jeden Tag zehn bis zwölf Hektar Agrarland zubetoniert. Straßenbau sowie Wirtschafts- und Wohngebäude sind der Grund dafür", so Siffert.

Wenig Wandel bei Bergbauern

"Der Strukturwandel ist in reinen Ackerbauregionen ungleich stärker als in Gebieten mit vielen Bergbauern", so Huber. Um das Einkommen zu sichern, sei es für Ackerbauern in der Regel notwendig, ihre Flächen zu erweitern. Laut Huber ist dieser Zwang zum Wachsen bei Bergbauern weniger stark ausgeprägt. Das liegt nicht nur an den EU-Förderungen. "Bei den Bergbauern gibt es viel mehr regionale Synergien durch die Vernetzung mit dem Tourismus", erklärt Huber. Urlaub am Bauernhof und der Verkauf eigener Produkte im lokalen Handel und der lokalen Gastronomie/Hotellerie erhöhen die Wertschöpfung.

Drei Prozent der Österreicher in Landwirtschaft

Heute sind rund 3 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. 1950 war es noch jeder Fünfte. Die meisten Betriebe gibt es in Niederösterreich (45.800), gefolgt von der Steiermark (42.400) und Oberösterreich (36.400). Zwei Drittel aller österreichischen Bauernhöfe liegen in diesen drei Bundesländern. Von 187.000 heimischen Bauern sind 67.500 Bergbauern, 40.600 Milchbauern und 21.000 Bio-Bauern.

Die gesamten Förderungen für die Land und Forstwirtschaft beliefen sich 2009 auf 2,32 Milliarden Euro. Davon kamen 1,35 Milliarden Euro aus EU-Mitteln, 468 Millionen Euro aus Bundesmitteln und 509 Millionen Euro aus Landesmitteln. Der Großteil der Bauern würde ohne Förderungen negativ bilanzieren. Der Strukturwandel wird durch die Förderungen abgeschwächt.

(APA)

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