Streifzug: Andere Länder, andere Provisionen

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Österreichische Makler sollen im internationalen Vergleich goldig verdienen. Ein Rundruf durch Europa relativiert.

„Eine Provision, um eine Wohnung zu mieten?“ In Stockholm hat man – abseits der Sprachbarrieren – bereits Schwierigkeiten, die Frage zu verstehen, wie ein Rundruf ergibt. „You pay rent, that's it“, sagt die Dame von der schwedischen Immobilienfirma. Den Makler zahlt, wie in vielen anderen Ländern Europas, der Vermieter. Nicht der Mieter.

Der Vergleich macht nicht sicher

In Österreich sind die Mieterprovisionen seit 1. September von maximal drei auf zwei Monatsmieten gesenkt worden. Die Verordnung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat in der Maklerbranche einen Aufschrei ausgelöst. Nicht zuletzt, weil sich die neuen Spielregeln auf den „internationalen Vergleich“ stützen. Und dieser ist schwer möglich.

Meist funktioniert es nämlich wie in Schweden oder in der Schweiz. Auch hier zahlt der Mieter nichts an den Makler, bestätigt eine Schweizer Maklerin am Telefon. „Wir bekommen ja von den Vermietern etwas, und das ist Verhandlungssache.“ Das ist die Crux an der Diskussion: In der Schweiz, in Norwegen, Großbritannien und Belgien preisen die Vermieter ihre Werbungskosten in die Miete ein, die Miethöhe liegt im freien Ermessen. In Österreich sind Mieten reglementiert (siehe unten).

Wo keine Maklerprovision für den Mieter anfällt, hat die Vermittlungsleistung nicht selten ein anderes Mascherl. In England beispielsweise werden beim Mietvertragsabschluss einerseits 200 Pfund (rund 240 Euro) an „rental fee“ fällig. „Zusätzlich zahlt der Vermieter zehn bis zwölf Prozent der Jahresmiete an den ,agent‘“, erklärt Elisabeth Huber von Max Huber Immobilien. Dies ist aber in der Miete eingepreist. Die Mietverträge seien stets auf sechs bis zwölf Monate befristet. „An einer kleinen Wohnung für 650 Euro im Monat verdient der englische Makler über einen Zeitraum von drei Jahren somit 2340 Euro, zusätzlich zu den Abschlussspesen“, rechnet Huber vor. Das sind 1000 Euro mehr, als ein Makler in Wien bekäme.

Gewohnheitssache

Der Kollege aus Bratislava muss sich mit bescheideneren Einkünften zufrieden geben. Hier ist eine Monatsmiete Provision für den Mieter üblich. „Wir sind das gewohnt“, sagt Andrea Urbankova von Space-Real. Ein Gesetz gebe es nicht, verlangen könne man „anything“. Wenn der Vermieter glücklich ist, zahle er gerne einen Bonus. Auch in Spanien verlangt man eine Monatsmiete vom Mieter, sagt eine Maklerin aus Madrid.

Ähnlich hoch wie bisher in Österreich können Provisionen hingegen in Paris ausfallen: „Der Mieter zahlt zwischen zwei und drei Monatsmieten“, erzählt Isabelle Riegler-Richard, Maklerin aus Paris, die mittlerweile in Wien arbeitet. Und dennoch: „In Paris kommen oft 40 Leute zu einer Besichtigung. Wir haben einfach nicht genug Wohnungen.“ Dafür erlaubt das französische Mietrecht ausschließlich unbefristete Mietverhältnisse.

»Vorbild« Deutschland

Und im Rest von Europa? Makler in Tschechien können ihre Provision frei vereinbaren, ebenso jene in Italien, wo zirka 20 Prozent der ersten Jahresmiete an Mieter-Provision üblich sind. In Portugal sind zwei Monatsmieten Usus, in den USA gibt es „no limit“. Das ergibt ein Rundruf durch Remax-Chef Bernhard Reikersdorfer in seinem Maklernetzwerk.

Die neue Gesetzgebung in Österreich hat sich an die deutsche angehängt. Deutsche Mieter zahlen maximal zwei Monatsmieten Provision, erklärt Sven Johns vom IVD (Immobilien Verband Deutschland, das Pendant zum ÖVI). Basis ist allerdings die „Nettokaltmiete“ ohne Betriebskosten. Das ist etwas weniger als die zwei „Brutto-Monatsmieten“, die in Österreich von der Gesamtmiete ohne Mehrwertsteuer ausgehen. Österreichische Mieter hätten mit den bisherigen drei Monatsmieten Provision das 1,9-fache der deutschen Mieter bezahlt, zeigt eine etwa zehn Jahre alte Studie der Wiener Arbeiterkammer.

Deutsche und nun auch österreichische Makler müssen – so versichern die Branchenvertreter – mit zwei Monatsmieten Provision sehr knapp kalkulieren. Oder sie arbeiten mit dem Gesetz der Masse. „Die Vermietung rechnet sich nur für die darauf spezialisierten Makler“, sagt Johns. Deren Prozesse sind auf hohen Umschlag ausgerichtet. „Wer viele Mietobjekte und überall in der Stadt Zweigstellen hat, verkürzt Anfahrtswege und spart Besichtigungskosten.“

Provisionsfreie Landwohnung

Die unterschiedliche Provisionspraxis zeigt sich bereits innerhalb der deutschen Regionen. „Wo eine hohe Nachfrage herrscht, steigen die Mieten, und dort ist auch die Provision leichter durchsetzbar“, erklärt Johns. Auf dem „Land“, wo es bis zu zehn Prozent Leerstand gibt, greifen die Vermieter selbst für die Provision in die Tasche – Hauptsache, die Wohnung ist vermietet.

Ein „Marktmechanismus“, den Reikersdorfer auch in Österreich sieht: „Auf dem Land sind Provisionen geringer.“ In der Stadt wird die neue Höchstgrenze für Mieter wohl schwer verhandelbar sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2010)

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