Vakzin-Produktion

Großbritannien kritisiert EU-Drohung von Impfstoff-Exportverbot

Ein Archivbild vom Impfstoff-Hersteller Thermo Fisher, der Kompomenten für AstraZeneca in Seneffe, Belgien, herstellt.
Ein Archivbild vom Impfstoff-Hersteller Thermo Fisher, der Kompomenten für AstraZeneca in Seneffe, Belgien, herstellt.REUTERS
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Die EU-Kommission hat in Großbritannien für Verärgerung gesorgt. Man wolle prüfen, ob Exporte von Impfstoffen in Länder, die eine höhere Impfrate haben, noch verhältnismäßig seien. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) warnt vor einem Exportverbot von Impfstoffen aus der EU.

Die britische Regierung hat die EU-Drohung eines Impfstoff-Exportverbots kritisiert. Er sei überrascht und enttäuscht von diesen Äußerungen gewesen, sagte Bauminister Robert Jenrick am Donnerstag dem TV-Sender Sky. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Premierminister Boris Johnson Anfang des Jahres die klare Zusage geben, dass es nicht zu solchen Exportbeschränkungen kommen werde und die Europäische Union ihre vertraglichen Verpflichtungen einhalten werde. Das habe auch Großbritannien vor. "Und ich hoffe und erwarte, dass die EU sich an ihren Teil der Abmachung hält", so Jenrick.

Von der Leyen hatte am Mittwoch im Streit mit Großbritannien und den USA erklärt, dass die EU prüfen werde, ob Exporte in Länder, die eine höhere Impfrate hätten, noch verhältnismäßig seien. Womöglich müsse darüber nachgedacht werden, Exporte in Länder, die selber Impfstoffe produzierten, von deren Ausfuhr-Bereitschaft abhängig zu machen. In der EU besteht ein akuter Mangel an Impfstoff auch aufgrund von Lieferproblemen des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca. Auch Großbritannien rechnet ab Ende März mit geringeren Impfstoff-Lieferungen. Allerdings sieht sich das Land dennoch auf Kurs, die priorisierten Gruppen bis zum 15. April und alle Erwachsenen bis Ende Juli zu impfen.

„Exportverbot ganz schlechte Idee"

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) warnt jedenfalls vor einem Exportverbot von Impfstoffen aus der EU. "Exportverbote sind eine ganz schlechte Idee", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Für die Produktion von Impfstoffen sind wir in der EU ganz massiv von Importen aus anderen Ländern angewiesen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Handelspartner ihrerseits den Export kritischer Vorprodukte einschränken."

"Exportverbote verschlimmern das eigentliche Problem: dass nämlich weltweit zu wenig Impfstoff produziert wird", sagte Felbermayr. "Statt Protektionismus ist grenzüberschreitende Zusammenarbeit gefordert, um die Engpässe möglichst schnell zu beheben." Die Bekämpfung einer Pandemie erfordere einen globalen Ansatz, so der aus Österreich stammende Ökonom.

(APA/Reuters)

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