Kriminalitätsstatistik

Online-Kindesmissbrauch hat in der Coronakrise zugenommen

20210318 Press conference - Presentation of the crime trend 2020 VIENNA, AUSTRIA - MARCH 18: Director-General for Public
20210318 Press conference - Presentation of the crime trend 2020 VIENNA, AUSTRIA - MARCH 18: Director-General for Publicimago images/Sepa Media
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Die Gewaltkriminalität nahm insgesamt ab, es gab aber deutlich mehr Anzeigen wegen pornografischer Darstellung Minderjähriger und Gewalt in der Privatsphäre.

Insgesamt haben die Österreicher im Coronajahr 2020 deutlich weniger Straftaten begangen: Die Anzeigen sind insgesamt um 11,3 Prozent auf 433.811 Delikte zurückgegangen. Das ist der mit Abstand geringste Wert seit 2011. In manchen Bereichen sind aber furchtbare Entwicklungen zu verzeichnen.

Gewalt

Die Gewaltkriminalität ging im Jahr 2020 insgesamt um 8,2 Prozent zurück. Es gab 43 Tötungsdelikte mit 54 Opfern, davon 31 Frauen und 23 Männer. Die Opfer des Terroranschlags am 2. November in Wien sind hier noch nicht eingerechnet, weil die Ermittlungen noch laufen. Die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte in Wien ist gegenüber 2019 (16 Fälle) mit 15 Fällen annähernd gleich geblieben. Im Bereich „Gewalt in der Privatsphäre“ kam es in der Bundeshauptstadt 2019 in 5704 Fällen zu einer Anzeige, 2020 waren es 6409 – um 12,4 Prozent mehr. Die Anzahl der angezeigten Vergewaltigungen hat sich trotz der Ausgangsbeschränkungen kaum verändert – nur fünf weniger als 2019: Die meisten Vergewaltigungen geschehen zuhause.

Die Aufklärungsrate von Straftaten stieg österreichweit um 1,7 Prozent auf 54,2 Prozent. In Wien liegt die Aufklärungsrate bei 44,8 Prozent (2019: 44 Prozent). „Auch die Kriminellen wissen, dass wir stark aufgestellt sind, wenn es darum geht, die Kriminalität zu bekämpfen“, meinte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik am Donnerstag.

Diebstahl und Raub

Die Zahl der Anzeigen wegen Eigentumsdelikten sank auf 128.111 Fälle und somit um 21,9 Prozent – ein Rekordtief. In Wien ist die Zahl der Raubüberfälle auf Banken und Postämter von drei auf neun Delikte gestiegen. Verantwortlich für diese Zunahme waren Serientäter, die im Oktober 2020 festgenommen wurden („Die Presse“ berichtete).

Erwartungsgemäß wurde weniger in Häuser und Wohnungen eingebrochen, stattdessen aber öfter in Keller. Taschendieben hat die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Anzahl der Anzeigen lag 2020 erstmals unter 10.000, vor zehn Jahren waren es rund 37.000 Anzeigen binnen zwölf Monaten. Im April und Mai gab es außerdem zum ersten Mal einige Tage, an denen kein einziges Auto gestohlen wurde.

Internetkriminalität

„Beim Online-Kindesmissbrauch wurde mit über 1700 Anzeigen ein massiv trauriger Höchststand der vergangenen zehn Jahre erreicht“, sagte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes, bei der Pressekonferenz. Die Anzeigen wegen pornografischer Darstellung Minderjähriger sind allein in Wien von 344 auf 402 Fälle – um 16,9 Prozent – gestiegen.

Mit fast 36.000 Anzeigen gab es 2020 in Österreich um 26,3 Prozent wieder mehr Internetbetrügereien als im Jahr davor. Hacking-Delikte und Datenbeschädigung haben sogar um 70 Prozent zugenommen. Der Bestellbetrug, also die missbräuchliche Verwendung von Kreditkarten-Daten, sei mit Abstand der größte Bereich in der Cyberkriminalität, sowohl käufer- als auch verkäuferseitig. Zudem verlagert sich der Handel mit Suchtgiftmitteln zunehmend ins Darknet. „Die Herstellung der Drogen passiert zwar von Hand, das Suchtgift wird aber immer öfter über einen Online-Shop versandt“, sagte Holzer.

Auch das „Love Scamming“ sei öfter vorgekommen als zuletzt: „Man sieht bereits auf Social Media, wenn jemand einsam ist. Die Betrüger versuchen dann, das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen, gaukeln ihnen Verliebtheit vor und locken ihnen im Endeffekt Geld aus der Tasche“, heißt es.

Positiv zu vermelden sei der starke Rückgang von Erpressungs-Mails von über 5000 auf rund 80 Fälle. Das führte Holzer auf die Ermittlungseinheit „Arge Massenerpressungsmails“ zurück, die eigens dafür vor zwei Jahren im Bundeskriminalamt (BKA) etabliert wurde. Sechs internationale Täter seien bereits ausgeforscht worden.

„Der klassische ,Hendldieb' wurde vom digitalen Täter abgelöst“, sagte Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. „Wir wollen die uniformierten Polizisten, die digitale Forensik und die zentralen Cybercrime-Kapazitäten weiter verstärken.“

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