Quergeschrieben

Alte, die vergeblich um Impfstoff betteln, eine Schande für das Land

Oxford/AstraZeneca's COVID-19 vaccine at a vaccination centre in Antwerp
Oxford/AstraZeneca's COVID-19 vaccine at a vaccination centre in AntwerpREUTERS
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Wäre Amazon so gut organisiert wie unsere Impf-Versagertruppe, müsste Jeff Bezos heute in amerikanischen Suppenküchen um Essen betteln.

Wer sich dafür interessiert, wie Staatsversagen aussieht, kann das am frühen Abend vor einem der Corona-Impfzentren in Wien anschaulich erleben. Regelmäßig bilden sich da kurz vor dem Ende der Öffnungszeit Schlangen von 70-Jährigen, 80-Jährigen und noch Betagteren, die zwar Krücken oder Rollator, aber noch keinen Impftermin haben. Bei Wind und Wetter warten sie darauf, eine jener Impfdosen zu kriegen, die übrig geblieben sind. Die meisten sind vergeblich gekommen und ziehen betrübt ab. Was vorhanden ist, stets zu wenig, geht an die jeweils Ältesten; gibt es gleich alte Anwärter, werden diese auch schon einmal gebeten, unter sich auszumachen, wer den Stoff kriegt.
Das ist so unwürdig, dass man sich schämt, Bürger dieses Staates zu sein.

Jetzt sehen wir in der Praxis, was Rudolf Anschobers Bemerkung vom Dezember, wonach es „jetzt auf ein paar Wochen nicht mehr ankommt“, bedeutet.

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Dass die Impfbürokratie am letzten Wochenende im Stil sowjetischer Planwirtschaft-Kommissare mit aufgeblähtem Stolz den Vollzug der millionsten Impfung meldete, war in Wahrheit ein Eingeständnis des Versagens. Eine Million Impfungen bedeutet gleichzeitig, dass zu diesem Zeitpunkt 96 Prozent der Bevölkerung noch keinen vollständigen und funktionierenden Schutz haben und erst zehn Prozent einen ersten Stich. Das ist, drei Monate nach dem Start der Impfkampagne, eine Bankrotterklärung.

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