Lokalkritik

Testessen in der oberösterreichischen Hausbar und bei Do & Co-Sushi

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Do & Co startet eine Sushi-Boutique mit Lieferservice, junge Wilde aus Oberösterreich sorgen für Aufruhr am Karlsplatz. Es geht bergauf.

Eine Leserin beschwerte sich unlängst darüber, wie es mir möglich sei, während einer Wirtschaftskrise Empfehlungen für Take-away-Angebote auszusprechen. Das war eine suggestive, aber gute Frage: In der Krise soll man demnach nicht über gutes Essen, sondern über die Krise schreiben. In der Restaurantkritik fällt das natürlich schwer, Tipps für die akkurate Einnahme von Brot und Wasser haben keinen Unterhaltungswert, fallen zumindest in Wien zudem schon wieder in den Luxusbereich. Aber ziehen wir doch ein paar positive Lehren: Wir haben in der Krise gelernt, uns anzustellen wie damals im Kindergarten. So geschehen am vergangenen Wochenende, und sicher an diesem wieder zu beobachten: In der Hausbar des Künstlerhauses, also der Albertina Modern, bereiten unter Förderung der Oberösterreich Werbung junge Wilde von ebendort das beste Streetfood, das das Salzkammergut und der Karlsplatz je gesehen haben. Ich schreibe nur: Viereckige Speckknödel oder ein wunderbarer, mit Rindshaschee und Kraut gefüllter Palatschinken-Döner. Der Andrang ist so enorm, dass es chaotisch wurde. Die Herren Rachinger und Irka werden dieses Wochenende zwar nicht mehr vor Ort sein, die Kollegen, an die sie das Zepter übergeben, werden aber strenger und nur auf Vorbestellung ihre derben Köstlichkeiten vergeben.

(c) Christian Lendl

Eine großartige Nachricht kommt vom Stephansplatz: Attila Dogudan und sein Team haben eine digitale Sushi-Boutique gegründet. Für einen konstruktiv-kritischen Test baute ich den Do-&-Co-Stammtisch mit negativ getesteten, mit Abstand essenden und die Mindestzahl nicht überschreitenden Stammgästen nach. Es ist erstaunlich, wie sehr sich erwachsene Frauen und Männer über ein schnell ­geliefertes Sushi freuen können. Wichtig ist natürlich, schnell zu verzehren, die Fisch-Qualität ist enorm. Nicht ganz trivial gestaltet sich das Thema Verpackung, das über Sieg und Niederlage entscheidet: Die schwarzen Plastikbrettchen für den Fisch sind ideal und sollen zurückgebracht ­werden. Mit den Deckeln geht das leider nicht. Sensationell sind die Carpaccio-Varianten vom Dry Aged Rind, von der Gelbschwanzmakrele und dem schönen Thunfisch, mit mitgelieferten Gewürzen und Saucen mariniert man selbst, angerichtet auf Plastiktablets, die Do & Co sonst in den Flugzeugen einsetzt, wie die informelle Kirchenwirt-Chefin Sandra Pötscher erklärt. Merci vielmals. Bitte auch Post-Covid unbedingt weiter anbieten! Am Schluss darf ich noch einen persönlichen Triumph mit Ihnen teilen: Die charmante Labstelle hat nach meiner Anregung, dass das Curry vom Zackelschaf dank der Gewürze und Dörrfrüchte doch eher eine Tajine sei, das Gericht umbenannt. ­Nächstes Ziel: Ein Gericht wird nach mir benannt. So was wie Brenner Gulasch.

#Upperstreetfood, Hausbar im Künstlerhaus (Albertina Modern), Karlsplatz 5, 1010 Wien,
E-Mail: reservierung@hausbar-wien.at

Do & Co für zu Hause, www.docohome.com/de/shop

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