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Was hinter dem unglaublichen Kursanstieg der VW-Aktie steckt

Aufbruch in ein neues Zeitalter.
Aufbruch in ein neues Zeitalter.APA/AFP/RONNY HARTMANN
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Der deutsche Autohersteller ist nicht nur das teuerste Unternehmen im deutschen Leitindex DAX. Er ist auch jener mit dem größten Kursplus seit Jahresbeginn. In den vergangenen Tagen kam es zu einer regelrechten Rallye.

Wien. Rund 14.700 Punkte – der Frankfurter Leitindex hat es wieder einmal geschafft. Angeschoben von den jüngsten Aussagen der US-Notenbank Fed, noch länger am geldpolitischen Gaspedal stehen zu wollen, kletterte das wichtigste deutsche Börsenbarometer am Donnerstag auf ein neues Rekordhoch. Und das gerade einmal ein Jahr nach dem Corona-Crash.

Seit Jahresbeginn liegt der DAX rund sieben Prozent im Plus, seine Zwölf-Monats-Performance ist mit einem Anstieg von 75 Prozent um ein Vielfaches besser. Der Index profitierte zuletzt vor allem von seiner Zusammensetzung, es sind in erster Linie konjunktursensitive Werte, die sich am Frankfurter Parkett tummeln. Und die mit der Eindämmung der Pandemie und der Rückkehr des Wirtschaftswachstums zuletzt besonders stark von Investoren nachgefragt wurden.

Vor allem die deutschen Autokonzerne können sich im bisherigen Jahresverlauf über beachtliche Kurszuwächse freuen. Die Titel von BMW verteuerten sich heuer um rund 21 Prozent, jene von Daimler um 28 Prozent. Der Volkswagen-Konzern stellt mit einem Plus von 55 Prozent allerdings nicht nur seine beiden Konkurrenten, sondern auch alle anderen 29 DAX-Unternehmen in den Schatten. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 150 Milliarden Euro ist VW inzwischen mehr wert als Daimler und BMW zusammen. Zudem lief VW dem Softwarekonzern SAP – dem seit Jahren teuersten DAX-Konzern – erst in dieser Woche den Rang ab.

Allein am Donnerstag gab es bei den VW-Stammaktien ein zwischenzeitliches Kursplus von 14 Prozent, bevor die Papiere merklich ins Minus drehten, am Mittwoch legten die Titel um bis zu 16 Prozent zu. Die im DAX gehandelten Vorzugsaktien stiegen ebenfalls stark, sie kosten mit rund 220 Euro derzeit um rund 100 Euro weniger als die Stammaktien.

Die Kurskapriolen der Wolfsburger rufen nun aber die deutsche Finanzaufsicht Bafin auf den Plan, die sich die Bewegungen nun routinemäßig ansehen möchte. Von den Stammaktien ist nur ein Teil frei handelbar. Rund 90 Prozent gehören den Großaktionären Porsche, Niedersachsen und Katar. Die Stammaktien sind jene mit umfassenden Stimmrechten.

Kleinanleger im Kaufrausch

Der Run auf die VW-Papiere hat zwei Gründe. Der eine: Das Unternehmen gab diese Woche bekannt, Batteriezellen in großen Mengen selbst herstellen zu wollen. Bis 2030 sollen in Europa sechs Gigafabriken entstehen. „E-Mobilität ist zu unserem Kerngeschäft geworden“, sagt Konzernchef Herbert Diess, der mit dieser Ansage auch gegen den E-Auto-Bauer Tesla in den Ring steigt. Schon bald will VW die Amerikaner bei der Anzahl der verkauften E-Autos überholen. Experten zufolge könnte das schon im kommenden Jahr der Fall sein. Dass VW immer öfter auf den Einkaufslisten der Anleger steht, hat auch mit einem anderen Phänomen zu tun, das zuletzt immer häufiger wurde: mit der Internetplattform Reddit und ihrem Forum „Wall Street Bets“. Dort wird VW bereits als „das neue Tesla“ gefeiert, weshalb Kleinanleger begeistert umschichten.

US-Anleger müssen die VW-Aktien über sogenannte ADR-Scheine kaufen. Dabei handelt es sich um Zertifikate, die für eine bestimmte Anzahl an Aktien stehen. Die dem Zertifikat zugrunde liegende Aktie wird von der US-Bank in Verwahrung genommen. Die ADR-Scheine auf die VW-Stammaktien stiegen allein am Mittwoch auf das 15-Fache des dreimonatigen Tagesdurchschnitts. Das geringe Angebot für US-Privatanleger trieb die Stammaktien weiter als die Vorzugsaktien nach oben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2021)

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