Corona-Impfung

Dänemark will Impfungen mit AstraZeneca weiterhin aussetzen

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Luxemburg und Frankreich impfen wieder mit AstraZeneca - letzeres allerdings nur Menschen ab 55. In Dänemark will man weiter zuwarten. Und in Litauen sollen die Bürger ihren Impfstoff selbst wählen können.

Ungeachtet des grünen Lichts der EU-Arzneimittelbehörde EMA will Dänemark den Corona-Impfstoff von AstraZeneca vorerst noch nicht wieder einsetzen. Es sollten zunächst die Entscheidung "und deren Auswirkung auf das dänische Impfprogramm" geprüft werden, sagte der Chef der Gesundheitsbehörde, Soren Brostrom. Zwar habe die EMA das Vakzin als "sicher und effektiv" eingeschätzt, zugleich aber habe sie auch einen Zusammenhang mit gefährlichen Blutgerinnseln nicht ausgeschlossen.

In Dänemark werden den Angaben zufolge derzeit zehn Fälle von schweren Blutgerinnseln nach AstraZeneca-Impfungen untersucht, darunter ein Todesfall. Insgesamt erhielten mehr als 140.000 Dänen das Vakzin. Das Land hatte nach Berichten über die Blutgerinnsel in der vergangenen Woche als erstes Land in Europa die Impfungen mit AstraZeneca unterbrochen. Anschließend erließen mehrere weitere Länder einen Impfstopp. Viele von ihnen - auch Deutschland - haben inzwischen angekündigt, nach der EMA-Entscheidung die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufzunehmen. Österreich hatte die Immunisierungen mit dem Vakzin nicht ausgesetzt.

In Frankreich sollen indes nur noch Menschen ab dem Alter von 55 Jahren den Impfstoff von AstraZeneca erhalten. Das empfahl die Gesundheitsbehörde (HAS) des Landes am Freitag in Paris. Grund für die Empfehlung seien die Berichte über lebensgefährliche Blutgerinnsel nach Impfungen jüngerer Menschen. Die französische Gesundheitsbehörde empfahl der Regierung zugleich, das AstraZeneca-Vakzin "unverzüglich" wieder zu verabreichen. Um Vertrauen zu wecken, wollte sich auch Premierminister Jean Castex mit dem Vakzin impfen lassen. Castex ist 55 Jahre alt.

Litauen: Warten auf das Wunsch-Vakzin

Litauen änderte am Freitag mit Wiederaufnahme der vorsorglich gestoppten Corona-Impfungen mit dem AstraZeneca-Mittel das Impfverfahren. "Von nun an kann jeder frei entscheiden, ob er mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft werden möchte oder nicht", sagte Gesundheitsminister Arunas Dulkys. Demnach könnten die Menschen in ihrem Impfzentrum einen der Impfstoffe auswählen. Sollte das gewünschte Präparat nicht verfügbar sein, werde die Person später kontaktiert, sagte Dulkys.

Impfzentren sollen sich zudem nicht mehr starr nach der festgelegten Impfreihenfolge richten müssen, sondern mehr Freiheit erhalten. Dazu gehört auch, dass überzählige Impfdosen weitergegeben werden können. Die Änderungen erfolgten nach der Erklärung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), dass AstraZenecas Impfstoff sicher sei. Dulkys und andere litauische Spitzenpolitiker wollen sich am Montag öffentlich mit dem AstraZeneca-Mittel impfen lassen, um ihr Vertrauen in das Mittel zu zeigen.

Luxemburg impft wieder mit AstraZeneca-Präparat

Luxemburg nahm die Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca ebenfalls wieder auf. Der Impfstoff werde ab dem heutigen Freitag wieder regulär eingesetzt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Grundlage ist die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) vom Donnerstag, die das Vakzin von AstraZeneca als sicher eingestuft hat. Wie zahlreiche andere europäische Länder hatte Luxemburg die Impfungen mit Astrazenca in den vergangenen Tagen vorübergehend ausgesetzt. Hintergrund waren Meldungen von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Präparat.

Zehn Prozent der EU-Bevölkerung geimpft

Zehn Prozent der Bevölkerung in den EU-Mitgliedstaaten hat bis Freitag zumindest eine erste Impfdosis zum Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung erhalten. 4,3 Prozent waren vollimmunisiert. Über 53 Millionen Impfdosen sind bisher an EU-Bürger verabreicht worden. Das geht aus den aktuellen Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hervor. Mit einer Impfquote von 11,76 Prozent, darunter 4,03 Prozent Vollimmunisierte, liegt Österreich über dem Schnitt.

Spitzenreiter beim Impfen sind innerhalb der EU Malta und Ungarn mit 18,3 und 17,9 Prozent an Geimpften, davon 8,1 bzw. 5,3 Prozent Vollimmunisierte. Den dritten Platz nimmt Estland mit 14,1 Prozent ein. Österreich liegt gemeinsam mit Litauen auf dem geteilten neunten Platz.

Deutlich hinterher hinken Bulgarien und Lettland, wo lediglich 5,1 bzw. 5,0 Prozent einen ersten Stich erhalten haben. Zurück liegt auch Kroatien mit einer Impfquote von 7,6 Prozent.

Bezogen auf an Anteil der Geimpften bei den Betagten und Hochbetagten gibt es länderweise erhebliche Unterschiede. In Island sind bereits 97 Prozent der über 80-Jährigen gegen SARS-COV-2 geimpft, in Malta und Irland immerhin 88,1 bzw. 84,2 Prozent. Österreich liegt mit 54,7 Prozent im Mittelfeld. In der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen sind hierzulande 10,8 Prozent geimpft. Ungarn bringt es in dieser Altersgruppe auf 48,7 Prozent, Litauen auf 31,6 Prozent.

(APA/AFP/dpa)

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