Gegengift

In der dritten Corona-Welle hören wir nur noch New Wave

CORONA: EROeFFNUNG TESTSTRASSE IM SCLOSS NEUGEBAeUDE SIMMERING
CORONA: EROeFFNUNG TESTSTRASSE IM SCLOSS NEUGEBAeUDE SIMMERINGAPA/HANS PUNZ
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Man kann sie nicht mehr glauben, die Botschaft, dass die nächsten Wochen entscheidend sein werden. Es schwingt dabei „No Future“ mit.

Ein kollektives Aufatmen gab es am Freitag nach eins in der Isolierstation des Gegengifts: Die dritte Welle ist da, hörten wir in den – seit einem Jahr alltäglichen – Nachrichten über die Coronapandemie. Endlich! Einige Ältere unter uns haben noch Leute gekannt, deren Eltern an der Spanischen Grippe starben. Sie zeigten sich nun in der Covid-Krise erstmals erleichtert. Bald ist Schluss!

Damals, im Ausklang des Ersten Weltkriegs, gab es ebenfalls drei Wellen der Pandemie. Ihr fielen weltweit Dutzende Millionen Menschen zum Opfer, relativ wenige im Frühjahr, die meisten im Herbst 1918. Nach der bereits flacheren dritten Welle 1919 war das große Sterben dann beinahe ausgestanden. Die Goldenen Zwanziger Jahre, die im Englischen „The Roaring Twenties“, im Französischen „Années folles“ heißen, lauerten als Hoffnungsschimmer am Ende des Terror-Tunnels. Jazz, Frauenwahlrecht, Tonfilm, Gemeindebau und manche demokratische Republik verschönerten das Leben. Der Möglichkeitsmensch schöpfte Hoffnung, zumindest bis zur nächsten Woge der Depression.

Die Nachgeborenen hier in Erdberg aber sind nicht mehr so universal gebildet wie einst etwa Robert Musil. Ehe die dritte Welle bricht, die von Immunologen, Ministern, Bundeskanzlern, Kommissaren und Präsidenten beschworen wird, fragen sie sich: Was ist das eigentlich, dieses physikalische Phänomen des Auf und Ab? Als uns der Professor im BRG und BG Fürstenfeld mathematisch zu erklären versuchte, wie sich eine periodische Schwingung räumlich ausbreitet und was eine systemische Störung des Gleichgewichtszustands sei, haben wir nicht aufgepasst, sondern von ganz anderen Wellen geträumt.

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