Bis Ende Juni sollen acht Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, meint der Kanzler. Doch die Zuversicht der Österreicher in Sachen Impfung hält sich in Grenzen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist von einer Rückkehr zur Normalität im Sommer überzeugt. „Bis Ende Juni stehen acht Millionen Impfdosen zur Verfügung", sagte Kurz bei einem Interview im Rahmen des Parteitags der ÖVP Vorarlberg am Samstag. Somit könnten alle impfbereiten Österreicher bis dahin zumindest eine Impfung erhalten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte indes, man habe bisher knapp 1,3 Millionen Impfungen durchgeführt, räumte aber mit Blick auf die nahenden Osterfeiertage ein: „Wir haben derzeit sicher keine Phase, wo es (...) um eine Phase der großen Lockerungen geht.“
Kurz nannte die kommenden Monate eine „herausfordernde Phase". Für die Zeit nach der Bewältigung der Pandemie zeigte er sich hingegen optimistisch: „So schwierig es jetzt ist, so gut wird es wieder sein“, verwies er mitunter darauf, dass die Sparquote in der Bevölkerung in den vergangenen Monaten stark gestiegen sei. „Die Menschen haben Lust zu konsumieren, auf Urlaub zu fahren", schloss der Kanzler daraus. Die Folge: Man werde wirtschaftlich die alte Stärke zurückgewinnen und die Phase ab Herbst vielleicht auch dazu nützen können, die öko-soziale Ausrichtung der österreichischen Wirtschaft - die Entlastung kleinerer/mittlerer Einkommen und eine stärkere Ökologisierung - voranzutreiben.
Auf europäischer Ebene „vieles, das nicht rund rennt“
Zum Impfen sagte Kurz, dass es auf europäischer Ebene „leider Gottes vieles gibt, das nicht rund rennt". Er sei aber froh, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffs bekräftigt habe, „ein Verzicht wäre dramatisch gewesen". AstraZeneca liefere ein Drittel des Impfstoffs in Europa. Für „gut" hielt der Regierungschef das Impftempo in Österreich. Aktuell würden pro Tag 30.000 Menschen geimpft, "von Tag zu Tag werden es mehr".
Einer "Unique resarch"-Umfrage für das "profil" zufolge fällt die Zuversicht der Österreicher in Sachen Impfung allerdings recht bescheiden aus. Die Frage "Werden bis zum Sommer alle impfwilligen ÖsterreicherInnen ihre Impfung erhalten haben?" beantworteten 42 Prozent mit "eher nein", 28 Prozent mit "nein, ganz sicher nicht". Nur fünf Prozent gehen fix davon aus ("ja, ganz sicher"), weitere 21 Prozent rechnen "eher ja" mit einem Stich bis zum Sommer.
Auch die Opposition vertritt eine andere Ansicht, wenn es um das Impfen geht: Es sei "geradezu realitätsfremd", wenn Anschober sage, dass die Impfungen gut laufen würden, meinte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher am Samstag. Sein FPÖ-Kollege Gerhard Kaniak ärgerte sich über die anstehende Novelle des Covid-19-Maßnahmengesetz sowie des Epidemiegesetzes. Diese sei „in der Form schlichtweg inakzeptabel", so Kaniak, da sie "de facto ein Freibrief für unverhältnismäßige Eingriffe des Staates in das Leben aller Österreicher“ sei. "Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober haben die Verantwortung, den Impfplan endlich durchzuziehen und können sich nicht immer wieder auf Brüssel und die eigenen Beamten abputzen", meinte auch Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker.
Kurz pocht auf Regionalisierung
Den Weg der Regionalisierung bei Öffnungsschritten hielt Kurz für richtig, "den wollen wir fortsetzen". Ziel sei es, so viel Freiheit wie möglich zu gewähren und so wenige Einschränkungen wie nötig vorzunehmen. Die vergleichsweise gute Situation in Vorarlberg habe mit den Rahmenbedingungen des Landes, aber auch mit der Professionalität des Vorgehens im Land zu tun. Die Öffnung in Vorarlberg sei aufgrund der niedrigen Inzidenz gerechtfertigt. Er hoffte, dass man bald auch in anderen Regionen Österreichs vergleichbare Schritte setzen kann.
(APA/Red. )