Einst stand hier das Wasser. Aktuell ist der Stand besonders niedrig, er steigt mit der Schmelze des Schnees, dann bringt die Donau Wasser aus den Bergen in den Osten.
Reportage

Lobau - wie Wiens Wasserwald vertrocknet

Die Lobau verlandet, der Wasserstand sinkt. Um dem entgegenzuwirken, wird die umstrittene Entnahme von Wasser durch Sperrbrunnen bald gestoppt, eine zweite Dotierung soll mehr Donauwasser in die Lobau leiten. Kann das die Entwicklung aufhalten?

Früher war hier Wasser. Auf der Schotterfläche, auf der im Sommer heute Badende liegen, es floss auch über die nun trockene Fischaufstiegshilfe bei der Stadler Furt, einem Gewässer im Nordosten der Lobau, die schon lang kein Fisch mehr nutzt. „Die wurde vor zehn, 15 Jahren gebaut, das war damals ein fließendes Gewässer, jetzt ist es das ganze Jahr trocken“, sag Andreas Vanek.

Er ist Anrainer der Lobau, Stadtrat in Groß-Enzersdorf, und er setzt sich schon lang für besseren Schutz der Lobau ein. Schließlich sinkt dort seit Jahren der Wasserspiegel, alte Messlatten, die zeigen, wo er einmal war, ragen ins Trockene. Und zumindest zu einem Teil wäre das zu verhindern, sagt Vanek, die Lobau werde seit Jahren unnötigerweise durch Sperrbrunnen entwässert. Aber damit soll bald Schluss sein.
Nach Jahren der Debatten, nach langem Hin und Her zwischen Stadt und Bund wurde vereinbart, dass die Brunnen stillgelegt werden können. Was hat es damit auf sich?

Mit diesen Brunnen sollte die Lobau und damit Wiens Wasserversorgung gegenüber einem Problemnachbarn abgesichert werden, dem Tanklager. Denn als die Nazis den Plan verfolgten, den Donau-Oder-Kanal zu bauen, wurde ein Teil der Lobau Industriegebiet. Der Plan scheiterte, gebaut wurden nur wenige Kilometer Kanal. Aber damals entstanden auch eine Hafenbahn, die Hafenstraße und an der Abzweigung von der Donau ein Tanklager inklusive eines Lagers für Zwangsarbeiter, das dort 1944/45 betrieben wurde. Im Krieg wurde das Areal bombardiert, dabei ist Öl ausgetreten, der Boden wurde kontaminiert. Diese Altlasten sind noch immer im Boden.

(c) Die Presse

Alles verbrennen? Zu teuer. „Die beste Lösung wäre gewesen, alles abzureißen, auszugraben, die Erde zu verbrennen, aber das ist jenseits jeder Finanzierbarkeit“, sagt Martin Jank, der Geschäftsführer des Wiener Gewässermanagements. Also wurden ab 1990 Sperrbrunnen entlang des Donau-Oder-Kanals errichtet, durch die Wasser abgepumpt, aufbereitet und in die Donau geleitet wird, damit kontaminiertes Wasser nicht in das Grundwasser kommt. 2003 und 2004 wurden auch um das Tanklager Sperrbrunnen errichtet, dazu anstromig und parallel zur Donau entlang des Areals eine L-förmige Dichtwand mit bis zu 70 Metern Tiefe. Seither gilt die Altlast als saniert – und seither kritisieren Naturschützer, man pumpe durch die Brunnen beim Kanal unnötigerweise weiter Wasser aus der Au, das senke den Wasserspiegel.

Zuletzt ist Bewegung in die Sache gekommen: Das Landwirtschaftsministerium hat die Bewilligung für die Außerbetriebnahme der Sperrbrunnenreihe erteilt. Damit kann die Stadt handeln, und die will die Brunnen im Mai nun außer Betrieb nehmen, sagt Paul Hellmeier, der Chef der MA 31 (Wiener Wasser). Vorerst für fünf Jahre, in denen untersucht wird, ob tatsächlich keine Kohlenwasserstoffe mehr austreten. Dann werden die Brunnen stillgelegt.

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