Umfragen

Coronamaßnahmen: Vertrauen sinkt, Überblick schwindet

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger
Neos-Chefin Beate Meinl-ReisingerDie Presse/Clemens Fabry
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Unter-30-Jährige fühlen sich in ihren Freiheiten besonders stark eingeschränkt. Eine Regionalisierung der Regeln befürworten vor allem Tiroler und Steirer.

Die Akzeptanz und das Vertrauen in die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronakrise sinken: Rund vier von zehn Befragten gaben in einer Sora-Umfrage für die Neos an, den Überblick über die aktuellen Regeln verloren zu haben. Besonders Junge fühlen sich laut der Erhebung in ihren Freiheiten stark eingeschränkt. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger mahnte, dass man sich mit dieser indirekten Betroffenheit politisch auseinander setzen müsse.

Für den repräsentativen "Freiheitsindex" im Auftrag des Neos Lab befragte Sora im August und September 2020 telefonisch und online rund 2.000 Personen sowie heuer im Jänner und Februar 1.000 Personen (die Schwankungsbreite liegt bei 2,5 Prozent).

44 Prozent haben Überblick über die Maßnahmen verloren

Laut der Befragung leidet das Krisenmanagement der Regierung: Während im Vorjahr noch 35 Prozent der Aussage "Die Corona-Maßnahmen waren wissenschaftlich gut begründet" eher nicht oder gar nicht zustimmten, waren es in der Nachbefragung im Februar bereits 46 Prozent. Die Notwendigkeit der Ausgangsbeschränkungen bestätigten im Vorjahr 60 Prozent, heuer nur mehr 53 Prozent. Dies, obwohl die Infektionsangst stabil bleibe, wie Janine Heinz von Sora bei einer Pressekonferenz am Montag erklärte.

Rund vier von zehn, konkret 44 Prozent, haben demnach den Überblick über die geltenden Maßnahmen verloren. Die Krisenkommunikation erreiche Teile der Bevölkerung nicht mehr, meinte Heinz. In der Altersgruppe unter 45 habe bereits die Mehrheit keinen Überblick mehr. Die Impfbereitschaft ist laut Sora angestiegen, sechs von zehn Befragten wollen sich sehr oder ziemlich sicher impfen lassen.

Psychische Gesundheit verschlechtert

Generell ist der Befragung zufolge das Freiheitsempfinden der Bevölkerung gesunken, das Vertrauen in die Demokratie hat sich hingegen wieder stabilisiert: Rund zwei Drittel gaben an, sich frei oder eher frei zu fühlen, 2019 waren es noch 74 Prozent. Die Demokratie sahen 2020 54 Prozent eher frei, 2019 mit der Ibiza-Affäre waren es nur 41 Prozent. Rund sechs von zehn Befragten stimmen der Aussage sehr oder ziemlich zu, dass ihre Freiheit durch die Pandemie stark eingeschränkt ist. Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei jungen Menschen unter 30 Jahren (72 Prozent). Ein Drittel der Befragten meint, ihre finanzielle Situation habe sich verschlechtert, 28 Prozent sagen, ihre psychische Gesundheit habe sich verschlechtert.

84 Prozent pochen darauf, dass man gerade in Zeiten wie diesen darauf achten müsse, die demokratischen Spielregeln einzuhalten, allerdings ist immerhin ein Fünftel der Meinung, man müsse der Regierung nun freie Hand lassen. So finden auch 41 Prozent, die Opposition solle sich derzeit mit ihrer Kritik an der Regierung zurückhalten, für die Medien meinen dies 38 Prozent.

Meinl-Reisinger ortete teils "alarmierende Nachrichten". Beim Krisenmanagement brauche es einen Gesamtblick und "nicht nur den Blick auf ein Dashboard", forderte sie. Auch mahnte sie einmal mehr die Frage der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen ein: "Freiheit und Grundrechte sind keine Privilegien", betonte Meinl-Reisinger, die Einschränkungen seien die Ausnahme und nicht die Freiheit.

Umfrage: 3/4 der Österreicher für regionale Corona-Regeln

Rund drei Viertel der Österreicher (74 Prozent) sprechen sich laut einer ebenfalls am Montag veröffentlichten Umfrage für regionale Corona-Maßnahmen je nach Infektionszahlen aus. Das hat eine Online-Befragung des Meinungsforschungs-Unternehmens "research affairs" unter 1000 Teilnehmern, repräsentativ für die heimische Bevölkerung von 16 bis 69 Jahren, ergeben. Vor allem Tiroler und Steirer waren mit 79 bzw. 78 Prozent besonders ausgeprägt dafür.

Die Öffnung der Vorarlberger Gastronomie wurde demnach von 70 Prozent der Befragten befürwortet. Der Eintritt in die Gastronomie mit Test fand unter 57 Prozent Zuspruch. 37 Prozent gaben an, sich mindestens einmal wöchentlich testen zu lassen. 30 Prozent lassen sich demnach nur bei Bedarf testen, 20 Prozent lehnen Corona-Tests gänzlich ab.

(APA/Red.)

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