Der für die Impfstoffproduktion zuständige EU-Kommissar, Thierry Breton, sieht keinen Bedarf am russischen Impfstoff in der EU. Dahinter stehen sowohl pragmatische als auch strategische Gründe.
„Absolut kein Bedarf.“ Die Absage, die EU-Kommissar Thierry Breton dem russischen Impfstoff Sputnik V erteilte, war eindeutig. Der für die Herstellung von Impfstoffen in der EU zuständige Franzose will auf westliche Impfstoffe setzen und zeigt sich optimistisch, mit bereits 55 Produktionsstätten in der EU ausreichend gerüstet zu sein. „Die Impfstoffe kommen, sie werden da sein“, betonte er in einem Interview mit TF1. Von März bis Juni würden 300 bis 350 Millionen Dosen an die Mitgliedstaaten geliefert. Damit sollte die Herdenimmunität im Juli erreicht werden.
Auch seine Chefin, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, zählt nicht auf den russischen Impfstoff: „Wo sind die Produktionsstätten? Welche Verpflichtungen haben sie? Hier muss ich klar sagen: Wir haben keinen Beweis von Produktionskapazitäten von Sputnik gesehen. Jeder Impfstoff, der für den europäischen Markt zugelassen ist, hat auch Produktionsstätten, die von der EMA zugelassen sind“, sagte sie im Gespräch mit der „Presse“ und anderen europäischen Zeitungen.
Die Ablehnung von Sputnik ist keine Überraschung.
Sie liegt in erster Linie daran, dass der russische Impfstoff keine Lösung für die unmittelbare Knappheit in der Union bietet. Das sieht der Mann, der Sputnik V rund um die Welt bewirbt, selbst so. „Wenn eine Zulassung kommt – voraussichtlich nach Juni –, könnten wir innerhalb von drei, vier Monaten etwa 100 Millionen Dosen für 50 Millionen Menschen in der EU liefern“, erklärte Kirill Dmitriev, Leiter des staatlichen Russia Direct Investment Fund (RDIF).