Diskurs

Haben wir verlernt, mit dem Risiko zu leben?

Das Beinahe-Verbot des Impfstoffs von AstraZeneca hat gezeigt, wie problematisch es sein kann, wenn eine verängstigte Gesellschaft absolute Sicherheit fordert. Gilt das auch für unseren Umgang mit dem Virus?

Eine kleine Warnung vorab: Dieser Feuilletonartikel enthält Zahlen und Rechnungen. Wir weisen darauf hin, dass die Lektüre deshalb bei der Gruppe der statistikfernen Schöngeister vereinzelt Symptome wie Verwirrung, Ennui oder Schwindelgefühle auslösen könnte. Aber da die Ergebnisse vorliegen und niemand mitrechnen muss, sollte dieses Risiko im vertretbaren Rahmen bleiben.

Fangen wir also an: In Deutschland traten nach 1,7 Millionen Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca in 13 Fällen Thrombosen in Hirnvenen auf. Die mögliche Komplikation (der Zusammenhang ist nicht gänzlich gesichert) betrifft damit 0,0008 Prozent der Geimpften. Griffiger: Das Risiko beträgt rund 1:130.000. Es ist also winzig, und es lässt sich durch vorbeugende Mittel noch weiter reduzieren. Deshalb Impfungen auszusetzen, gefährdet ungleich mehr Menschen, die damit länger ohne Schutz bleiben. Dennoch stoppten in der Vorwoche die Regierungen in Berlin und anderen europäischen Kapitalen das Impfprogramm mit diesem Vakzin. Österreich folgte dem Beispiel nicht und sah sich später vom Persilschein der EU-Arzneimittelbehörde bestätigt. Also alles richtig gemacht?

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76 Prozent

AstraZeneca sieht hohe Wirksamkeit trotz Datenkorrektur bestätigt

Das Vakzin schütze mit einer Wirksamkeit von 76 Prozent und nicht zu 79 Prozent. Die Wirksamkeit über alle Altersgruppen hinweg in Bezug auf schwere Krankheitsverläufe liege sogar bei 100 Prozent.
Ein Bild aus einer Impfstraße in Serbien, wo auch das Vakzin von AstraZeneca verabreicht wird.
Neue Studie

AstraZeneca: Kein höheres Thrombose-Risiko, 100 Prozent Schutz gegen schweren Verlauf

Das Pharmaunternehmen präsentierte eine Studie mit 30.000 Probanden. Man habe kein erhöhtes Thrombose-Risiko festgestellt, die Impfung wirke unabhängig vom Alter und zu 100 Prozent gegen schwere Krankheitsverläufe.

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