Das Beinahe-Verbot des Impfstoffs von AstraZeneca hat gezeigt, wie problematisch es sein kann, wenn eine verängstigte Gesellschaft absolute Sicherheit fordert. Gilt das auch für unseren Umgang mit dem Virus?
Eine kleine Warnung vorab: Dieser Feuilletonartikel enthält Zahlen und Rechnungen. Wir weisen darauf hin, dass die Lektüre deshalb bei der Gruppe der statistikfernen Schöngeister vereinzelt Symptome wie Verwirrung, Ennui oder Schwindelgefühle auslösen könnte. Aber da die Ergebnisse vorliegen und niemand mitrechnen muss, sollte dieses Risiko im vertretbaren Rahmen bleiben.
Fangen wir also an: In Deutschland traten nach 1,7 Millionen Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca in 13 Fällen Thrombosen in Hirnvenen auf. Die mögliche Komplikation (der Zusammenhang ist nicht gänzlich gesichert) betrifft damit 0,0008 Prozent der Geimpften. Griffiger: Das Risiko beträgt rund 1:130.000. Es ist also winzig, und es lässt sich durch vorbeugende Mittel noch weiter reduzieren. Deshalb Impfungen auszusetzen, gefährdet ungleich mehr Menschen, die damit länger ohne Schutz bleiben. Dennoch stoppten in der Vorwoche die Regierungen in Berlin und anderen europäischen Kapitalen das Impfprogramm mit diesem Vakzin. Österreich folgte dem Beispiel nicht und sah sich später vom Persilschein der EU-Arzneimittelbehörde bestätigt. Also alles richtig gemacht?