Die Lage hat sich in den vergangenen Wochen vor allem im Osten zugespitzt. Wird eine Regionalisierung der Maßnahmen oder eine bessere Teststrategie einen harten Lockdown verhindern? Diskutieren Sie mit!
Eine Pressekonferenz zu den neuen Corona-Maßnahmen am Montag war nicht besonders ergiebig - freundlich formuliert. Florian Asamer schreibt in einem Kommentar von einem „gut gefüllten Bullshit-Patronengurt“ der Regierung. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer fasste zusammen: "Nix wird aufgsperrt, nix wird zugesperrt!“ Die Schanigärten bleiben bis nach Ostern jedenfalls geschlossen - außer in Vorarlberg.
Seine Niederlage gestand Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auch im ZIB-Interview mit Armin Wolf am Montagabend ein: "Ich kämpfe wirklich darum, dass wir die bestmöglichen, raschen, effizienten Maßnahmen realisieren. Da ist ein Gesundheitsminister manchmal ein bisschen allein auf weiter Flur“. Mehr über das Gespräch schreibt Rosa Schmidt-Vierthaler in ihrer TV-Notiz.
Die ungeduldig erwarteten zusätzlichen Maßnahmen für (Ost)-Österreich wurden schließlich am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz präsentiert. Oder, wie Gehard Hofer in einer Morgenglosse meint: „Der sogenannte Ost-Gipfel wurde einberufen. Klingt ein wenig nach Kaltem Krieg." Was also tun angesichts besorgniserregender Corona-Zahlen (in Wien dürfte bald eine 7-Tage-Inzidenz von über 400 erreicht werden) und vollen Intensivstationen im Osten? Hofer befürchtet in seiner Glosse: „Es wird auf einen neuerlichen Lockdown herauslaufen.“ Einen Grund dafür sieht er auch in der Eigenverantwortung: Nur ein Teil der Bevölkerung lässt sich regelmäßig auf das Virus testen.
Die schwindende Motivation, die Maßnahmen mitzutragen, liegt möglicherweise auch daran, dass viele den Überblick verloren haben, legt jedenfalls eine Sora-Umfrage im Auftrag der oppositionellen Neos nahe. Besonders stark eingeschränkt fühlen sich die Unter-30-Jährigen.
Molekularbiologe Michael Wagner warnt unterdessen davor, dass Österreich sich gerade die Chance auf einen pandemietechnisch deutlich einfacheren Frühling und Sommer verbauen könnte - und auf den letzten Metern noch zahlreiche Todesfälle drohen.
»„Wer heute schlecht dasteht, den Ernst der Lage erkennt und rasch und rigoros Maßnahmen setzt, der kann morgen schon auf der Überholspur sein."«
Oliver Pink
Oliver Pink hat in seinem Leitartikel „ein wenig Bauchweh“, dass die Landesregierungen von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland – „also die Schanigarten-Fraktion" – nun selbst über die Maßnahmen in ihren schwer getroffenen Regionen befinden sollen. Dennoch tritt er für eine Regionalisierung der Maßnahmen ein, solange nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Beispiele würden zeigen: „Wer heute schlecht dasteht, den Ernst der Lage erkennt und rasch und rigoros Maßnahmen setzt, der kann morgen schon auf der Überholspur sein."
„Fördern wir doch mehr Wettbewerb der Bundesländer“, meint auch Chefredakteur Rainer Nowak schreibt in einem Leitartikel zum Wochenbeginn. Das gelte auch bei einer Verschärfung der Maßnahmen, denn: „Regional muss mehr Motivation für die Bürger her."
(sk)
Diskutieren Sie mit: Wie soll Österreich auf die angespannte Lage im Osten reagieren? Wie kann es weitergehen, solange zu wenige geimpft sind? Welche Maßnahmen haben sich bewährt, welche nicht? Was ärgert Sie? Und: Brauchen wir einen vierten harten Lockdown?