Strategie

Ostgipfel: "Werden sicher verschärfende Maßnahmen setzen"

Wiens Landeshauptmann Ludwig
Wiens Landeshauptmann Ludwig APA/HERBERT NEUBAUER
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Sperrzone? Schulschließung? Der Gesundheitsminister berät heute mit den Landeschefs von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das weitere Vorgehen in der Pandemie.

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland verbreitet sich das Coronavirus, insbesondere dessen britische Mutante B.1.1.7, derzeit besonders rasch. Die Sieben-Tages-Inzidenzen seien Besorgnis erweckend, die Lage in den jeweiligen Intensivstationen angespannt bis sehr ernst, meinte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gestern, Montag, nach Gesprächen mit Experten, der Opposition und den Landeshauptleuten. Um gegenzusteuern, will er sich heute mit Vertretern der drei Bundesländer beraten.

Konkret: Für 19:30 Uhr ist ein „Corona-Ostgipfel“ im Gesundheitsministerium angesetzt, an dem neben Anschober die drei Landeshauptleute Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Hans Peter Doskozil und Michael Ludwig (beide SPÖ) teilnehmen werden. Gemutmaßt wird, dass über eine Ausweitung der (Gurgel-)Tests, FFP2-Masken auch für Kindergärtnerinnen und jüngere Schüler oder etwa in Sozialräumen von Unternehmen gesprochen wird. Auch von möglichen Sperrzonen war am Dienstag hinter vorgehaltener Hand zu hören.

In Zahlen

In Wien lag die Sieben-Tages-Inzidenz am Montag laut AGES bei 321,9, in Niederösterreich betrug sie 271,7 und im Burgenland 256,1.

Geht es nach dem Wiener Bürgermeister, wird es jedenfalls strenger werden: „Wir werden in der Ostregion mit Sicherheit verschärfende Maßnahmen setzen und keine Öffnungsschritte“, sagte Ludwig zu Mittag. Dies geschehe auch deshalb, „weil wir derzeit in der Ostregion im Vergleich mit anderen Bundesländern in einer schwierigeren Situation sind“. Nachsatz: „Das war aber vor einigen Wochen genau umgekehrt.“ Damals sei das Ost-West-Gefälle in die andere Richtung verlaufen.

Allerdings: „Die ganze Ostregion abzuschotten, kann ich mir nicht vorstellen“, meint er - von Ausreisetests für die drei Bundesländer halte er also wenig. Im Laufe des Tages werde man Vorschläge in diese Richtung vorbereiten, „die wir gemeinsam mit dem Gesundheitsminister heute Abend beraten wollen“, so Ludwig. Details nannte er dazu vorerst nicht. Er wolle den Gesprächen nicht vorgreifen.

Schon Montagabend hatte sich Ludwig dahingehend optimistisch gezeigt, dass Schulen und Kindergärten weiter geöffnet bleiben, um einerseits die Eltern zu entlasten, andererseits aus Gründen der Psyche. Es täte den Kindern bessern, im direkten Austausch zu sein, als ständig zu Hause vor dem PC. Eine Möglichkeit sieht er aber in der Verhängung der Quarantäne für die ganze Klasse ab dem ersten positiven Fall; bisher ist das bei zwei Erkrankten der Fall.

Der Handel in der Ostregion werde, so zumindest Ludwigs Ansicht, ebenfalls eher nicht zusperren - obgleich im Osten einige Bezirke bei der Sieben-Tages-Inzidenz über der 400er-Marke liegen. Aber, so Ludwig, im Handel gebe es bereits einige Sicherheitsmaßnahmen, auch würden hier keine großen Ansteckungen verzeichnet.

Dafür ist die für Ende März in Aussicht gestellte Öffnung der Schanigärten wohl vom Tisch. Man habe sich darauf zwar vorbereitet, so Ludwig, aber dabei von Anfang an betont, dass etwa das Konzept der öffentlichen Gastgärten nur dann umgesetzt werden könnte, „wenn es die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen erlauben würden.“ Das sei derzeit nicht der Fall.

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Sperrzone in Niederösterreich?

Geht es nach Informationen des „Kurier“, könnte es außerdem in Niederösterreich zu einer recht großen Sperrzone kommen. Nach der 50.000-Einwohner-Stadt Wiener Neustadt lägen die beiden Nachbarbezirke Wiener Neustadt-Land und Neunkirchen seit Tagen über der 400er-Inzidenz, heißt es in einem Bericht vom Dienstag.

Niederösterreichs Gesundheits-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) lehnte indes am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“ schärfere Einschnitte ab: „Die beste Maßnahme hilft nichts, wenn wir sie nur am Papier stehen haben“, verwies sie auf die gesunkene Bereitschaft der Bürger, sich zur Eindämmung der Pandemie zu beschränken. Richtiger sei ihrer Meinung nach, auf Kommunikation zu setzen: Ein bereits etabliertes „Vorwarnsystem" (ab Inzidenz 300) sehe vor, dass Bezirkshauptmannschaften intensiv mit Bürgermeistern in Austausch gehen, und dass die Bürger verstärkt informiert und zum Testen angehalten werden. Und man werde, so Königsberger-Ludwig, positiv Getestete verstärkt bitten, ihre Kontakte bekannt zu geben.

(Red./APA)

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