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Twitter-Dada

Jack Dorsey
Jack DorseyREUTERS
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Die Plattform als Abart des Dadaismus: „Ä“, twitterte Reiner Haselhoff. „ÄÄÄÄÄÄÄÄ“, konterte sein Kollege Bodo Ramelow.

Ist Bodo Ramelow bei der x-ten Marathonsitzung der deutschen Ministerpräsidenten mit Angela Merkel zur Coronakrise, die sich auch wegen der „Malle“-Urlauber und Corona-Flüchtlinge in die Länge zog, über seinem Handy eingenickt und an einer Taste hängen geblieben? „ÄÄÄÄÄÄÄÄÄ“, spuckte die Botschaft des thüringischen Ministerpräsidenten aus. Sollte sie bloß sein Gähnen ausdrücken? Oder blieb ihm seine Widerrede im Ansatz stecken?

Nichts von all dem, es war schlicht ein ironischer Kommentar zu einem Tweet seines ostdeutschen Kollegen Reiner Haseloff. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hatte neulich eine Mitteilung abgesetzt, die schlicht aus einem Buchstaben bestand: „Ä“. Prompt fragten sich einige, ob sich darin eine geheimnisvolle Botschaft verbarg wie bei Donald Trumps legendärem „covfefe“. Nicht allen und nicht immer erschließt sich der Sinn von Twitter-Texten. Als Abart des Dadaismus wird Twitter jedenfalls unterschätzt.

Ein Start-up-Unternehmer ersteigerte für 2,9 Millionen Dollar den Ur-Tweet des Twitter-Gründers Jack Dorsey vom 21. März 2006. („Ich richte gerade meinen Twittr ein“) und fabulierte vom Wert dieses Tweets für die Nachwelt wie jenen der Mona Lisa. Dorsey als da Vinci? Trump als Michelangelo? Jeder Zeit ihre Vision. Auch Mona Lisa gab schließlich Generationen Rätsel auf.

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