Gericht in Polen verurteilt Macher von ZDF-Reihe "Unsere Mütter, unsere Väter"

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Ein Veteran hatte wegen Szenen im großen Kriegsdrama geklagt, die Polens widerständischer Heimatarmee Mitschuld an den Verbrechen gegen das jüdische Volk geben.

Als das ZDF seinen Dreiteiler über den Zweiten Weltkrieg 2013 auf die Bildschirme brachte, waren Teile des deutschen Feuilletons begeistert.  „So noch nicht gesehen“, meinte Spiegel online. „Ein wahrhaftigeres Denkmal kann man unseren Müttern und Vätern nicht setzen“, schrieb die „Welt am Sonntag“, „Der bislang beste Beitrag des ZDF zur Gebührendebatte“, lobte die „Berliner Morgenpost“, wie die „Presse“ sehr verwundert berichtete.

Der Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ war als Weltkriegsevent inszeniert worden, 14 Millionen Euro hatte er gekostet. Und führte bald zu einem Streit vor Gericht. Denn Polen war sehr unglücklich mit dem Bild, das die Filme vermittelten: Man sei "bestürzt", hieß es 2013. Polen und Partisanen der "Heimatarmee" (die AK, die Widerstand gegen die deutschen Besatzer in Polen geleistet hatte) würden als Antisemiten dargestellt, die sich kaum von den deutschen Nazis unterschieden.

96-jähriger Veteran hatte geklagt

Nun wurden die Macher des ZDF-Kriegsdrama von einem Gericht in Polen zu einer Entschuldigung verurteilt. Sie soll im polnischen Fernsehen sowie in den deutschen Sendern ZDF, ZDFneo und 3sat veröffentlicht werden. Geklagt hatte ein polnischer Kriegsveteran der AK. Der inzwischen 96 Jahre alte Mann und ein Verband früherer AK-Mitglieder hatten ZDF und UFA Fiction vorgeworfen, ihre Persönlichkeitsrechte verletzt zu haben. Demnach enthalte "Unsere Mütter, unsere Väter" Szenen, die Polens Heimatarmee Mitschuld an den Verbrechen gegen das jüdische Volk geben würden.

In Stellungnahmen des ZDF hieß es, man bedauere, dass das Gericht der Kunstfreiheit keine ausreichende Beachtung geschenkt habe. Man wolle Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen. Immerhin seien an der Buchentwicklung namhafte Fachhistoriker beteiligt gewesen.

Der Gerichtsstreit läuft übrigens schon einige Jahre. In erster Instanz hatte ein Bezirksgericht in Krakau die Macher der Serie 2018 zu einer Entschuldigung sowie zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 20.000 Zloty (umgerechnet etwa 4.500 Euro) verurteilt. Dagegen waren die Produzenten in Berufung gegangen.

Das Berufungsgericht urteilte nun, dass die Heimatarmee als Formation wahrgenommen werde, in der eine antisemitische Haltung überwogen habe. Damit sei die Freiheit der Meinungsäußerung überschritten worden, so das Gericht.

(red/dpa)

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