Kirche

Schönborn "nicht glücklich" über Segnungsverbot von Homosexuellen

Die Presse/Clemens Fabry
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Auch der Kardinal übt Kritik an der Erklärung des Vatikans. Er habe Verständnis dafür, dass sich viele Menschen verletzt fühlen.

Kritik an der Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation, wonach gleichgeschlechtlichen Paaren kein Segen zustehe, kommt nun auch von Kardinal Christoph Schönborn. Er sei "nicht glücklich" darüber, sagte er im Interview mit "Kathpress" und den Medien der Erzdiözese Wien. Er zeigte dabei auch Verständnis dafür, dass sich viele Menschen von der Erklärung verletzt fühlen würden. Dennoch verteidigte er das seiner Meinung nach eigentliche vatikanische Anliegen.

In der Öffentlichkeit wahrgenommen worden sei nur ein "Nein", befand der katholische Kardinal. Und zwar ein "Nein zum Segen; und das ist etwas, was viele Menschen zuinnerst verletzt". Dass hinter dem Anliegen der Erklärung auch ein positives Anliegen im Blick auf die sakramentale Ehe gefunden werden kann, sei hingegen völlig untergegangen.

Kein Verweigern bei „ehrlicher Bitte"

Die Frage, ob man gleichgeschlechtliche Paare segnen kann, gehört für Schönborn in die gleiche Kategorie wie die Frage, ob dies bei Wiederverheirateten oder Partnerschaften ohne Trauschein möglich ist. Und hier sei seine Antwort relativ einfach, so der Kardinal: "Wenn die Bitte um den Segen keine Show ist, also nicht nur eine Art Krönung von einem äußerlichen Ritual, wenn die Bitte um den Segen ehrlich ist, es wirklich die Bitte um den Segen Gottes für einen Lebensweg ist, den zwei Menschen, in welcher Situation auch immer, zu gehen versuchen, dann wird man ihnen diesen Segen nicht verweigern."

Als Priester oder Bischof sagt Schönborn: "Das ganze Ideal habt ihr nicht verwirklicht. Aber es ist wichtig, dass ihr euren Weg auf der Basis menschlicher Tugenden lebt, ohne die es keine gelungene Partnerschaft gibt. Und das verdient einen Segen." Ob die richtige Ausdrucksform dafür eine kirchliche Segnungsfeier ist - "darüber muss man gut nachdenken". Es gehe der Glaubenskongregation um die "hohe Wertschätzung der sakramentalen Ehe, aber dieses "Ja" zur Familie müsse man nicht in einem "Nein" zu allen anderen Formen sagen.

„Keine Christen zweiter Klasse"

Kritik an der Erklärung aus dem Vatikan war zuvor auch schon vom Bischof der steirischen Diözese Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl, gekommen. Auch der Gurker Bischof Josef Marketz schloss sich dem an und ging in der "Kleinen Zeitung" am Mittwoch noch einen Schritt weiter: Er würde homosexuelle Paare segnen, sagte er, denn: "Gleichgeschlechtliche Paare sind nicht Christen zweiter Klasse. Sie leben auch Freundschaft, Liebe und Verantwortung und haben dafür auch einen Segen verdient."

Empörung kam auch aus vielen Pfarren in Österreich. Zahlreiche Pfarren hatten mit Regenbogenfahnen vor ihren Kirchen ihr Unverständnis ausgedrückt.

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