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So genial scheiterte Goethe als Naturforscher

Johann Wolfgang von Goethe 's sketch
Johann Wolfgang von Goethe 's sketchGetty Images
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Es gilt als jammerschade, dass der größte deutsche Dichter so viel Zeit ans fruchtlose Studium der Natur vergeudet hat. Stefan Bollmann entgegnet in „Der Atem der Welt“: Dichtung und Suche nach Wahrheit gehören zusammen.

Er reiste heimlich, in der Postkutsche. Möller nannte er sich, damit niemand Wind davon bekam, dass Johann Wolfgang von Goethe zu Gast war. Was suchte der Dichter in Italien? Die meisten meinen: Kunstschätze, Zeugnisse der antiken Kultur, Inspiration für das, was später Weimarer Klassik hieß. Doch seine Tagebücher und Briefe erzählen eine andere Geschichte. „Anstrengung statt Genuss“ bescheren ihm die römischen „Trümmer“. Gemäldegalerien sind für ihn „auch nur Schädelstätten und Beinhäuser“. Sogar in Venedig kommt echte Begeisterung erst am Lido auf.

Stundenlang untersucht er Taschenkrebse, Napfschnecken und Stranddisteln: „Wie wohl wird's mir“, wenn die Welt „aufhört, Museum zu sein“. Und „wie viel hilft mir mein bisschen Studium und wie freu ich mich, es fortzusetzen!“ In Palermo will er ein Odysseus-Drama entwerfen, sucht dann aber doch lieber die „Urpflanze“ im Botanischen Garten. Schon beim Kloster Waldsassen in Bayern lässt er nichts über die barocke Pracht verlauten, sondern notiert, worauf sie steht: „Der Boden ist aufgelöster Tonschiefer“, den der Quarz darin „locker macht“.

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