Nach seinem Wahlsieg müsste der Premier vermutlich die rechte Yamina und die arabische Raam für eine Koalition gewinnen. Das Land steuert wieder auf ein Patt zu.
„In Scharen“ würden arabische Wähler zu den Urnen strömen: Mit dieser Warnung, die viele als hetzerisch empfanden, versuchte Benjamin Netanjahu im Wahlkampf 2015, seine Unterstützer in letzter Minute zu mobilisieren. Sechs Jahre später findet sich Israels Langzeit-Premier in einer unbequemen Lage wieder: Um nach der jüngsten Parlamentswahl eine Koalition zu bilden, könnte er ausgerechnet von der Gunst eines arabischen Politikers abhängig sein.
Nachdem am Mittwoch fast 90 Prozent der Stimmen gezählt waren, sah es so aus, als gelänge der islamischen Raam-Partei der Sprung über die 3,25-Prozent-Hürde ins Parlament – was die Kräfteverhältnisse der übrigen Parteien neu sortieren würde. Wahlbefragungen hatten zunächst nahegelegt, dass Netanjahu eine Koalition aus rechten und religiösen Parteien formen könnte. Dafür hätte er seinen Rivalen Naftali Bennett für sich gewinnen müssen, den Vorsitzenden der rechten Yamina-Partei.