Mobilität

Kampf um den Verbrennungsmotor

Manche Länder wollen Neuwagen mit einem Diesel- oder Benzinmotor (hier vor einem Werk in China) ab 2030, 2035 nicht mehr zulassen.
Manche Länder wollen Neuwagen mit einem Diesel- oder Benzinmotor (hier vor einem Werk in China) ab 2030, 2035 nicht mehr zulassen.(c) imago images/China Foto Press (imago stock&people via www.imago-images.de)
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In Österreich und Deutschland fordern Experten und Industrie eine ideologiefreie Diskussion über die Zukunft der Mobilität – auch mit Diesel- und Benzinmotoren.

Wien. Das Ende von Benzin- und Dieselmotoren ist nahe, wenn es nach manchen Autoherstellern und Politikern geht. Teilweise wollen Autobauer schon ab 2025 nur noch Elektrofahrzeuge anbieten, manche Länder, etwa Großbritannien, wollen ab 2030 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Und jüngst haben mehrere Länder, darunter Österreich, von der EU-Kommission ein konkretes Ausstiegsdatum für den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren gefordert.

All das geht manchen Experten und Industrievertretern zu schnell. So forderten Autobranche, Automobilklubs und Frächter am Donnerstag in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dass man sich bei der Mobilität „alle Wege offen halten“ solle und ein Technologieverbot der falsche Weg sei. Für die CO2-Bilanz sei nicht die Technologie des Antriebsstrangs entscheidend, sondern „der Einsatz von sauberer Energie – grünem Strom oder CO2-neutralem Kraftstoff“. Und zur Diskussion über die Umweltfreundlichkeit von Elektroautos heißt es: „In einer über die Betriebsdauer hinausgehenden Lebenszyklus-Betrachtung, die den CO2-Ausstoß von der Produktion bis zur Verwertung eines Fahrzeuges berücksichtigt, kann ein Verbrenner-Fahrzeug sogar besser abschneiden als Fahrzeuge mit anderen Antrieben.“

„Gegen Verbot eintreten“

Der Bundeskanzler wird aufgefordert, „in der EU für Technologie-Offenheit und damit gegen ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren einzutreten“. Der Brief ist unter anderem von den Konzernchefs von Magna, List, Miba, AVL, KTM, Bosch sowie Vertreter von Wirtschaftskammer, ÖAMTC und Arbö unterschrieben.

Schon zu Beginn dieser Woche gab es in Deutschland einen „Autogipfel“ bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bei dem es ebenfalls um die Zukunft der Mobilität ging. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, erklärte nach dem Treffen, Klimaschutzziele und Industriepolitik sollten zusammengedacht werden. Die Unternehmen brauchten verlässliche und machbare Rahmenbedingungen. Die Industrie stünde vor der größten Transformation in der Geschichte des Automobils – „und wir wollen, dass sie gelingt“. Die vielen Maßnahmen zum Klimaschutz müssten aufeinander abgestimmt sein, damit die Wirtschaft die Transformation auch leisten könne.

Debatte um Euro 7

Mit Blick auf den Verbrennungsmotor warnte Müller erneut vor einem Verbot „durch die Hintertür“: „Wenn die EU-Kommission vorschlagen will, die CO2-Werte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zu verschärfen, muss sie zugleich einen detaillierten Ausbauplan für eine Ladeinfrastruktur in ganz Europa vorlegen.“ Sie spielt damit auf die Diskussionen über eine neue Abgasnorm, Euro 7, an, die von Verbrennungsmotoren in der Realität kaum zu schaffen ist.

Eine „ideologiefreie Debatte bei der Realisierung einer CO2-neutralen Antriebstechnik für Pkw und Nutzfahrzeuge“ forderte am Donnerstag auch die Wissenschaftliche Gesellschaft für Kraftfahrzeug- und Motorentechnik (WKM), eine Vereinigung von deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitätsprofessoren.

Unter anderem heißt es in dem Positionspapier: „Der Verbrennungsmotor ist ein effizienter, kostenseitig attraktiver und bewährter Energiewandler mit deutlichem Weiterentwicklungspotenzial, der in einem nachhaltigen Energiesystem durch CO2-neutrale Kraftstoffe („reFuels“) neben seiner Funktionalität auch großes Potenzial für einen schnell umsetzbaren, niedrigen CO2-Fußabdruck aufweist.“

FPÖ gegen, Grüne für Verbrennerverbot

Die heimischen Parteien reagierten unterschiedlich auf die Debatte. Zustimmung zum Brief der Autoindustrie an den Bundeskanzler kam von der FPÖ. „Die Unterzeichner dieses offenen Briefs haben meine volle Unterstützung, führen sie doch durchwegs Argumente an, die eine saubere Zukunft des motorisierten Individualverkehrs garantieren, ohne dabei mit Verboten arbeiten zu müssen“, erklärte FPÖ-Chef Norbert Hofer.

Der Grünen-Verkehrssprecher Hermann Weratschnig konterte: „Wenn es nach der FPÖ ginge, wären wir heute noch mit der Pferdekutsche und Dampfmaschine unterwegs.“ Man dürfe das Aus für den Verbrennungsmotor nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben.

(rie/ag.)

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