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Der Platz einer Frau sei daheim – so das bürgerliche Ideal, das in den Moralischen Wochenschriften miterschaffen wurde (Bildausschnitt: "Die fleißige Mutter" von Jean Siméon Chardin).
Der Platz einer Frau sei daheim – so das bürgerliche Ideal, das in den Moralischen Wochenschriften miterschaffen wurde (Bildausschnitt: "Die fleißige Mutter" von Jean Siméon Chardin).akg-images / picturedesk.com
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Die europaweit beliebten „Moralischen Wochenschriften“ des 18. Jahrhunderts formten die stereotypen Geschlechterrollen von Mann und Frau mit, die bis heute nachwirken.

„Sie versprach sein eigen zu seyn, und erfüllte ihre Zusage auch gar bald. Mit Lebensgefahr und in einer finstern Nacht wagte sie es, sich aus einem Fenster zwei Stockwerke hoch herab zu tasten“, heißt es in der Zeitschrift „Die Zuschauerin“ von 1747 über das Liebesleben der schönen Martesia. Und weiter: „Seine Kutsche stund am Ende der Gasse bereit, sie einzunehmen.“

Die Passage ist Teil eines kritischen Beitrags zum Heiratsverhalten junger Frauen. Die Kurzfassung: Martesia hatte sich Hals über Kopf auf den erstbesten Verehrer eingelassen. Kaum verheiratet, verfiel sie einem anderen und das Unglück nahm seinen Lauf: Am Ende stand die Frau allein und ohne Ansehen da. Sie sei kein Einzelfall, bedauert die anonym bleibende Erzählfigur, die auch als Herausgeberin auftritt. Auf den nachfolgenden Seiten gibt sie weitere Schicksale von Frauen zum Besten, die sich zu jung und unerfahren auf Verehrer eingelassen hätten. Und das ausführlich – der Text ist 17.118 Wörter lang (zum Vergleich: Dieser Artikel zählt 638 Wörter).

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