Vor dem Start des Millennium-Gipfels in New York fordern UNO und OECD in einer kritischen Zwischenbilanz "mehr Hilfe für Afrika". EU-Kommissionspräsident Barroso kündigt Unterstützung an.
Die Vereinten Nationen und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben am Montag in New York "mehr Hilfe für Afrika" gefordert. EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso will eine zusätzliche Milliarde bereitstellen, um die Armut auf dem schwarzen Kontinent bis zum Jahr 2015 zu halbieren.
Stunden vor Beginn des UNO-Gipfels zur Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele legten UNO und OECD in New York einen gemeinsamen Bericht zu den Fortschritten in Afrika vor und zogen eine gemischte Bilanz.
Hohe Kindersterblichkeit "nicht hinnehmbar"
In den Bereichen Regierungsführung, Frieden und Sicherheit, Grundschulbildung und Reduzierung der extremen Armut habe es "beachtliche Fortschritte" gegeben, heißt es in dem Bericht. UNO und OECD sehen jedoch "enorme Herausforderungen" in den Bereichen Trinkwasserversorgung und Zugang zu sanitären Anlagen. Auch die "nicht hinnehmbar" hohe Kindersterblichkeit sowie die hohe Zahl der Todesfälle von Müttern bei Schwangerschaft oder Geburt müssten verringert werden.
Als Problem sehen die Verfasser des Berichts dabei die "ernsten" Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise für die Länder Afrikas. Demnach brach das durchschnittliche Wirtschaftswachstum von rund sechs Prozent in den Jahren 2006 bis 2008 auf 2,2 im Krisenjahr 2009 ein. Dieser Einbruch stelle die Bemühungen zur Erfüllung der Millenniums-Entwicklungsziele bis 2015 vor große Probleme.
Barroso kommt mit Milliarden-Vorschlag
Die reichen Länder müssen noch einen Gang zulegen, um die Millenniums-Ziele zu erreichen, glaubt auch EU-Kommissionspräsident Barroso. "Ich komme daher mit dem Vorschlag nach New York, bis zu eine Milliarde Euro zusätzlich aus europäischen Mitteln bereitzustellen", schrieb Barroso in einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" vom Montag.
Dies sei sowohl als Belohnung für afrikanische Partner gedacht, die die größten Fortschritte gemacht hätten, als auch zur Unterstützung derjenigen, "die am weitesten zurückliegen". Barroso betonte: "Wir müssen kreativer sein, wenn es gilt, zusätzliche Finanzquellen zu erschließen."
"Wir müssen besser werden"
Damit sei auch die Bekämpfung illegaler Kapitalabflüsse gemeint und die Mobilisierung von Mitteln aus dem Privatsektor. "Nicht zuletzt müssen wir besser werden", schrieb der EU-Kommissionspräsident weiter. "Wir müssen sicherstellen, dass unsere Hilfe tatsächlich bei den Menschen ankommt und als Katalysator für Wachstum in der jeweiligen Region wirkt."
Die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen bedeute, Milliarden von Menschen ein Leben in Würde ohne Armut, Hunger und Leid zu ermöglichen, mahnte Barroso. "Es liegt an uns, aus diesem neuen Jahrzehnt ein Jahrzehnt der Entwicklung zu machen... Wir müssen unsere Kräfte bündeln und am selben Strang ziehen. Dann können wir die Millenniumsziele erreichen."
Der Millennium-Gipfel
140 Staats- und Regierungschefs ziehen ab Montag auf einem dreitägigen UNO-Gipfel in New York mit Vertretern der Zivilgesellschaft eine Zwischenbilanz zur Umsetzung der vor zehn Jahren verabschiedeten Millenniums-Entwicklungsziele. Die Vereinbarungen sehen unter anderem eine Halbierung der Zahl der Hungernden, eine Senkung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel und einen Stopp der Ausbreitung von Aids bis zum Jahr 2015 vor. Experten warnen, dass alle Ziele verfehlt werden könnten.
(APA/Red.)